Die HERR hat Grosses an uns getan,
des sind wir fröhlich.   
Psalm 126,3

Grosses! Glorios tönt das – die Fülle des Lebens als Gottes Geschenk. Ja!

Ja, aber: Denn da ist nicht einfach Freude. Da ist ein Vorher: im Psalm die Verbannung Israels, die lange Zeit des Heimwehs und der Sehnsucht, des Fragens nach dem Warum und der bitteren Reue. Bei uns, beim Einzelnen: Krankheit, Feindschaft, Verlust. Schicksalsschläge.

Aber dann: die Wende, die Umkehr, der Ausweg. Im Psalm die Heimkehr des Volks. Bei uns Heilung Versöhnung, neuer Sinn. Freude.

Es gibt Momente, da glaubt man: Nie werde ich darüber hinwegkommen. Nie wieder werde ich vertrauen können, nie den Groll überwinden. Nie mehr werde ich unbeschwert leben – mit dieser Schuld. Nie mehr fröhlich sein.

«Der HERR hat Grosses an uns getan. Des sind wir fröhlich.» Ist vielleicht das das Grosse: dass wir wieder fröhlich sein können? Dass der Schmerz und die Last und die Schuld nicht alles auszufüllen vermögen? Dass Gott wieder Freude schenkt und dass er unser Geschick wendet? Hin zu einem Punkt, von dem aus eine andere Sichtweise möglich wird: Wo ich eine verborgene Frucht wahrnehme, die gewachsen ist im Lande des Elends.

«Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.»

Ist es das, was Gott aus den Samen wachsen lässt: Glaube. Liebe. Hoffnung?

Von Käthi Koenig