Darum sollen wir desto mehr achten auf das Wort,
das wir hören, damit wir nicht am Ziel  vorbeitreiben.

Hebräer 2,1

Der Hebräerbrief verwendet mancherorts nautische Metaphorik. Im heutigen Lehrtext etwa bezieht sich «am Ziel vorbeitreiben» auf das Bild des vom Kurs abdriftenden Schiffs, und das griechische Wort, das hier mit «achten auf» übersetzt ist, kann den Sinn haben «ein Schiff in den Hafen bringen».

Es geht, könnte man meinen, um Sicherheit. Doch der Neutestamentler Herbert Braun (1903–1991) sieht das anders. Es gehe, sagt er, um Unruhe. Wer «auf das Wort achtet», dem kommen Gewohnheiten, Gewissheiten abhanden.

Um diese «Entsicherung» bittet eine philippinische Basisgruppe mit den folgenden Worten: «Mache  uns unruhig
… wenn wir uns im sicheren Hafen bereits am Ziel wähnen, weil wir allzu dicht am Ufer entlang  segelten.»

Die Gefahr, das Ziel zu verfehlen, geht nicht vom stürmischen Meer, sondern vom sicheren Hafen aus. Es entspricht der Kernbotschaft des Hebräerbriefs («Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.» 13,14), wenn es im Gebet weiter heisst: «Mache uns unruhig, wenn wir, verliebt in diese Erdenzeit, aufgehört haben, von der Ewigkeit zu träumen.»

Von Andreas Fischer