Schlagwort: Carsten Marx

16. Dezember

Sei mir ein starker Hort, dahin ich immer fliehen kann,
der du zugesagt hast, mir zu helfen.
Psalm 71,3

Da sehnt sich jemand nach Sicherheit und Geborgenheit bei
Gott, und Gott bietet uns Freundschaft an. Auch wenn wir
durch schwere Zeiten gehen, er geht mit uns. Er ist für uns
da, wie ein guter Freund, eine gute Freundin.
Es ist gut, eine Freundin oder einen Freund zu haben. Da
weiss ich: Die kennt mich, der mag mich. Bei einer Freundin,
einem Freund kann ich mich auch einmal ausweinen. In
einer Freundschaft kann man ehrlich sein; man muss nicht
so tun als ob. Man kann so sein, wie man ist, auch mal ärgerlich,
oder traurig, oder einfach nur müde. Eine Freundin/ein
Freund hört zu, ist einfach da. Manchmal kommt da auch
Zuspruch zurück.
Gott bietet uns Freundschaft an. Wenn wir Freundschaft
mit Gott leben wollen, dann brauchen wir Zeit dafür und
einen Ort, wo wir mit Gott reden können, wo wir uns aussprechen
können, um Rat bitten; wo wir geschützt sind und
unser Herz öffnen können.
Wir brauchen eine feste Verabredung mit Gott, sonst verlieren
wir ihn aus den Augen. Der Gottesdienst am Sonntag
ist so eine Verabredung mit Gott: Wir nehmen uns Zeit
für Gott. Wir kommen zusammen. Wir singen gemeinsam
Lieder, beten, hören Gottes Wort und erleben etwas von
der Güte Gottes. Wenn wir uns Zeit nehmen für Gott, dann
ist Gott da, auch ausserhalb von Kirchenmauern. Wo ist Ihr
Treffpunkt mit Gott heute?

Von: Carsten Marx

15. Dezember

Verlasst euch nicht auf Lügenworte, wenn sie sagen:
Hier ist des HERRN Tempel, hier ist des HERRN Tempel,
hier ist des HERRN Tempel! Sondern bessert euer Leben
und euer Tun.
Jeremia 7,4–5

In harten, klaren Worten klagt der Prophet Jeremia im Namen
Gottes das Volk an. Die heutige Losung stammt aus einer
Gerichtsrede, sie wird vorgetragen im Tor, am Eingang des
Tempels von Jerusalem. Die Gerichtsrede richtet sich gegen
die Taten der Menschen, sie richtet sich aber auch gegen
den Jerusalemer Tempel, also gegen das religiöse Zentrum
und die herrschende Religiosität der Menschen. Mit solchen
Reden ist Jeremia in viele Fettnäpfchen getreten. Er hat sich
damit keine Freunde gemacht. Sein Schicksal endet auch
tragisch. Er wird in den Kerker gesperrt und später nach
Ägypten verschleppt. Dann verlieren sich die Spuren.
Was will uns Jeremia sagen? Er will uns sagen: Gott liebt
Kritik. Man kann Gott ruhig die Meinung sagen.
Liebe Menschen, tut das immer wieder offen und ehrlich,
auch im Gebet. Gott kann mit Kritik umgehen. Gott liebt
ebenso das Recht. Das Recht dient dem Schutz der Schwachen
und den Menschen, die sich nicht selbst helfen können.
Und Gott liebt Erbarmen. Auch Jesus hat immer wieder
vom Erbarmen und von der Barmherzigkeit gepredigt. Ohne
Erbarmen, Barmherzigkeit und Nächstenliebe wären wir in
unserer Gesellschaft verloren. Wir haben klare Aufträge
erhalten!

Von: Carsten Marx

16. Oktober

Besser ein Gericht Kraut mit Liebe
als ein gemästeter Ochse mit Hass.
Sprüche 15,17

Dieser heutige Losungsvers war mir bis dato nicht wirklich bekannt. Das Buch der Sprüche hält immer wieder Überraschungen für mich parat. Ich denke nach.
Ich erinnere mich an so manche Mahlzeit, da wurde das beste Essen aufgetischt, aber die Atmosphäre am Tisch war komplett angespannt. Zwei von denen, die bei mir am Tisch sassen, waren einander spinnefeind; ja, das konnte man einfach sehen. Irgendwie schmeckte das Essen dann gar nicht richtig, auch wenn es noch so edel war. Das Essen schmeckt nicht, wenn die Atmosphäre vergiftet ist. Da kann es um ein Kerzenlichtdinner gehen oder um eine Hochzeitstafel.
Im Bibeltext geht es aber auch um das Kraut. Ein ganz einfaches, unscheinbares Essen. Sauerkraut mit Würstchen, ganz banal im Stammwirtshaus als Mittagsmenü – herrlich! Oft sitze ich dort zum Mittagessen in vertrauter Runde mit meiner Familie bei Sauerkraut mit Würstchen. Essen in gelöster Atmosphäre.
Was nehmen wir heute mit in den Tag? Alles Äussere fällt schnell ab, wenn es innen nicht stimmt. Das gilt auch für vieles andere, was heutzutage ungemein wertgeschätzt wird. Alles im Leben ist Beziehung. Und für eine gute Beziehung braucht es Liebe, Dankbarkeit und Freude.

Von: Carsten Marx

15. Oktober

Er aber, unser Herr, Jesus Christus, und Gott, unser Vater, der uns liebt und uns durch seine Gnade ewigen Trost und gute Hoffnung gibt, ermutige eure Herzen und stärke euch zu jedem guten Werk und Wort. 2. Thessalonicher 2,16–17

Da sitzt Yvonne mit ihren neun Jahren. Vor einigen Monaten ist ihre Mutter plötzlich gestorben. Ihre Familie muss jetzt damit fertigwerden. Yvonne, die einjährige Schwester Mareike und ihr Papa, der jetzt berufsunfähig ist. Was bedeutet in dieser Situation Trost? Wie kann man hier trösten? Trost ist eine Hilfe, die sich niemand selbst geben kann. Doch genau diese Hilfe von aussen macht es so schwer. Sich einzugestehen: Ich bin bedürftig und ich verzichte darauf, nach Trostersatzmitteln zu greifen. Trösten ist eine hohe Kunst. Beim Trostspenden braucht es viel Fingerspitzengefühl. Diejenigen, die Trost spenden, wollen oft zu schnell helfen oder wissen oft zu schnell, was einem anderen fehlt. Trost bedeutet auch: Ich muss die gegenwärtige Situation des anderen aushalten und ertragen.
Paulus sagt in unserem heutigen Lehrtext, trösten sei eine Gotteskunst. Er nimmt auf, was wir mit Trost meinen und erleben, und gibt uns damit einen Begriff, mit dem wir Gottes Wirklichkeit für uns auf den Punkt bringen können: Gottes Trost ist österlich. Gottes Trost hat eine Eigendynamik. Gottes Trost lässt auferstehen und ermutigt uns Menschen. Trost braucht nicht nur Umarmung, sondern viel Zeit. Das schenkt mir Mut und Hoffnung!

Von: Carsten Marx

16. August

Darum nehmt einander an, wie Christus euch
angenommen hat zu Gottes Ehre.
Römer 15,7

Die Aufforderung lautet: «Nehmt einander an!» Die Verheissung,
die Zusage, das Fundament heisst: «wie Christus
euch angenommen hat». Und das Ganze soll zur Ehre Gottes
geschehen, «zu Gottes Ehre».
«Nehmt einander an!» Unser Handeln ist gefragt, unser
Annehmen, unser Auf-den-Andern-Zugehen. Den Andern
annehmen kannst du nicht, wenn du auf Distanz bleibst.
Dem Andern die Hand geben, da brauchst du schon eine
ziemliche Nähe, und ihn anzunehmen, das erfordert noch
mehr Nähe. Das geht nicht auf Sicherheitsabstand. Nehmt
den Andern an, nehmt einander an heisst: Geht aufeinander
zu, reicht die Hände, sagt ein freundliches Wort, sprecht den
Andern an. Fragt den Fremden neben euch: «Wo kommst
du her? Schön, dass wir uns heute begegnen.» Sprechen wir
die Menschen auf der Strasse an, nicht nur die, die in der
Kirche sitzen. Nicht nur die, die Not leiden, sondern auch
die, die uns unterstützen und uns helfen könnten. Das sind
die vielen Menschen mit den unterschiedlichsten Begabungen.
Das sind auch die Menschen, die in unseren Gemeinden
aktiv ihren Dienst verrichten und uns unterstützen. Macht
den Menschen immer wieder Mut. Geht nicht sprachlos
aneinander vorbei. Sperrt eure Ohren und Augen auf. Es
lohnt sich.

Von: Carsten Marx

15. August

Ich bin der HERR, euer Gott, der euch aus Ägyptenland
geführt hat, dass ihr nicht ihre Knechte bleibt, und
habe euer Joch zerbrochen und habe euch aufrecht
einhergehen lassen.
3. Mose 26,13

Nein – ich muss nicht immer alles allein schaffen. Ich muss
nicht immer schneller, weiter, höher gehen oder laufen. Ich
kann und darf auch sagen: Aus, fertig! Ich kann nicht mehr. Es
ist genug! Ich kann auch meine Schwäche eingestehen. Gott
stellt sich auf die Seite der Schwachen und Rechtlosen. Das
erzählt die Geschichte des Exodus.
Die Befreiung des kleinen Sklavenvolkes aus Ägypten ist
im Lauf der Jahrhunderte zum Inbegriff der Völkerbefreiung
und zum Vorbild etlicher Freiheitsbewegungen geworden.
Das alles hat ansteckendes Potenzial. Unser Gott begegnet
uns hier als ein Befreier, Retter und Wegbereiter.
1996 textete Clemens Bittlinger: «Wir wollen aufstehn,
aufeinander zugehn, voneinander lernen, miteinander
umzugehn.» Ja, es wird Zeit, es braucht den Aufbruch, das
Aufstehn gegen die Ungerechtigkeit dieser Tage. Es braucht
das Aufstehn gegen uns beherrschende und versklavende
Mächte und Meinungen.
«Viel zu lange rumgelegen, viel zu viel schon lamentiert. Es
wird Zeit, sich zu bewegen, höchste Zeit, dass was passiert»,
lässt Bittlinger in seinem Lied dann weitersingen. Wir dürfen
Gott immer wieder neu begegnen. Er erfüllt unsere Hoffnungen
und unser Gebet anders, als wir es erwarten.

Von: Carsten Marx

16. Juni

Jesus sprach zum Volk: Ich bin das Brot des Lebens.
Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und
wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.

Johannes 6,35

Ende November 2023 – kurz vor dem ersten Advent –
habe ich mir bereits neue Ziele gesetzt: Ich möchte ohne
schlechtes Gewissen auf meine Waage im Badezimmer steigen.
Das ist für mich eine besondere Challenge, denn ich
esse gerne gut. Zudem habe ich mir eine Jahreskarte für
ein Fitnesscenter
gekauft. Ich möchte meine Ziele unbedingt
erreichen. Dabei muss ich lernen, meine Ernährung
flexibel meinem Alltag und gesundheitlichen Bedürfnissen
anzupassen, um Gewicht zu verlieren – mit einem genussvollen
und gesünderen Lebensstil. Die ersten Erfolge sind
schon sichtbar. Ich vertraue auf meine Körperinstinkte und
treffe gesunde Entscheidungen
für mein Wohlbefinden. Ich
ernähre mich jetzt viel bewusster als noch vor einem Jahr.
Eine hochwertige Ernährung gehört zu den Voraussetzungen
für ein gesundes Leben.
Nicht anders verhält es sich, wenn es um geistliche Nahrung
geht. Wenn mein Leben als Christ gelingen soll, müssen die
Voraussetzungen stimmen. Ich achte darauf, was ich in mich
hereinlasse, und ich kann mich von Jesus prägen lassen. Ich
kann mich von seinem Wort ernähren und bekomme, was
ich für mein Leben brauche. Ich greife nach dem Brot des
Lebens, das für mich immer im Sonderangebot bereitsteht.

Von: Carsten Marx

15. Juni

Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Masse
der Liebe!
Hosea 10,12

In wenigen Tagen beginnt bei uns im Burgenland wieder die
Getreideernte. Die Bauern sind der Meinung: Inzwischen
findet die Ernte immer früher statt. Die Hitze Ende Mai,
Anfang Juni, gepaart mit Regenperioden – all das beschleunigt
das Wachsen und Reifen. Hinzu kommen dann immer
Dürreperioden und Unwetter. Der Hagel setzt nicht nur dem
Getreide sehr oft ordentlich zu. Was gibt es zu ernten? Wie
viel gibt es zu ernten? Aktuelle Fragen sind das mitten im
Juni bei uns in der Region.
Über das Saatgut habe ich mich vor Jahren mit einem
Bauern
unterhalten. Saatgut unterliegt aufgrund seiner
Bedeutung strengen nationalen und internationalen Regelungen.
Es wird auf die Einhaltung der gesetzlichen Normen
geprüft, behördlich anerkannt und dann zertifiziert und
zugelassen.
Wie streue ich nun Samenkörner der Gerechtigkeit aus?
Kann ich dann auch Gerechtigkeit ernten? Gerechtigkeit
betrifft das menschliche Miteinander. Gott will in meinen
Augen, dass jeder Mensch das bekommt, was zum Leben
nötig ist. Kein Mensch soll leer ausgehen. Hosea agiert hier
als moderner Gewerkschafter. Ich erkenne hier den Appell
zur sozialen Verantwortung. Der Boden muss für die Gerechtigkeit
in der Gesellschaft bereitet werden; ein Akt der Liebe.
So kann durch Liebe auch Friede werden.

Von: Carsten Marx

16. April

Der HERR, mein Gott, macht meine Finsternis licht. Psalm 18,29

Den Gang in den Kohlekeller bei meinem Grossvater habe ich noch immer in schlechter Erinnerung. Die ersten fünf Stufen ging es ohne Licht sehr steile Treppenstufen hinunter. Erst dann konnte meine Kinderhand zum Lichtschalter greifen. Endlich leuchtete eine 20-Watt-Glühbirne aus einer Tellerlampe der Kellerdecke. Finster war es trotzdem immer irgendwie. Aber für ein Kohlelager musste das reichen.

Finsternis und Licht stehen hier in unserer heutigen Losung für den inneren Zustand eines Menschen; für seine seelische Verfassung.

David hat schwere Zeiten erlebt. Im Psalm zählt er einige Dinge auf. Er war dem Tode nahe. Er wurde von inneren und äusseren Feinden bedroht. Er hatte Angst. Das ist die Finsternis, von der David spricht. Diese Angst verdunkelte sein Leben. Sorgen und Nöten legten sich wie ein Schatten auf seine Seele. Da rief David zu Gott und der reagierte darauf. Gott liess David in seiner Situation nicht allein. Er half ihm heraus. Und so kam Licht in das Dunkel von Davids Leben.

Ich wünsche uns heute ganz besonders: Möge uns immer das rechte Licht scheinen – auch ein helles Licht im dunklen Kohlekeller.

Von: Carsten Marx

15. April

Amos sprach: Ach, HERR, sei gnädig! Wie soll Jakob bestehen? Er ist ja so klein. Da reute es den HERRN. Der HERR sprach: Es soll nicht geschehen! Amos 7,23

Das Volk Israel ist seinem Gott ungehorsam gewesen. Es hat sich von ihm und von seinen Geboten abgewandt und ist seine eigenen Wege gegangen. Eigentlich gibt es nur eine Konsequenz für diese Wege der Menschen ohne Gott: das Gericht! In Visionen, in Bildern bekommt der Prophet Amos den Gerichtswillen Gottes gezeigt. Amos sieht einen Heuschreckenschwarm, der die Ernte und damit die Lebensgrundlage des Volkes vernichtet. Er sieht ein Feuer, das alles zerstört. Die Botschaft lautet: Israel hat die Konsequenzen zu tragen für seine Schuld.

Amos vertraut darauf, dass der Gott Israels kein unbeweglicher Gott ist. Er hat ein Herz, das sich bewegen lässt. Der Weg zum Herzen Gottes ist das Gebet. Nicht irgendwelche menschlichen Opfer, sondern die Fürbitten haben Einfluss auf Gottes Plan. Deshalb handelt Amos so, wie es zu seinem Amt als Prophet gehört. Amos tritt vor Gott in der Fürbitte für sein Volk ein. Ja, unsere Hilfsbedürftigkeit schreit nach Gottes Erbarmen. Und dann heisst es von Gott: Es reute ihn! Gott ist also ein Gott, der Reue zeigen kann. Ich hätte es nicht anders erwartet und auf einmal ist da ganz viel Liebe mit im Spiel.

Von: Carsten Marx