Die sich halten an das Nichtige, verlassen ihre Gnade.       Jona 2,9

Ganz unten ist er, noch tiefer als tief. Im Bauch eines Fisches tief unten im Meer.

Ganz unten ist er und doch gerade dort gerettet. Vor den Wellen, dem Untergang, dem Ersticken, vor sich selbst.

Und das weiss er auch.

Eigentlich hatte er es sich ganz anders vorgestellt. Wollte einfach mal «nein» sagen. «Vielen Dank, lieber Gott, aber diesen Job nehme ich mal nicht an. Man muss ja nicht immer ‹hier› schreien.» Ich kann ihn gut verstehen.

Aber in dieser Hinsicht lässt Gott nicht mit sich handeln, das merkt auch Jona ganz schön schnell und ganz schön tief. Ganz unten im Bauch des Fisches betet er. Und es wird ihm klar, dass er sich nicht mehr an das Nichtige halten will. Denn Gott eine Absage zu erteilen, heisst gleichzeitig, sich von der Gnade abzukapseln, sich die Lebensader   förmlich selber abzudrücken.

«Meine Gelübde will ich erfüllen. Hilfe ist bei dem Herrn.» So endet sein Gebet – und der Fisch spuckt ihn aus.

Ein neues Leben – ein ganz neuer Jona? Ja und nein, ja,   er nimmt den Job und seinen Gott ernst und doch fällt es ihm auch schwer und er fällt immer wieder auch hinter sich zurück. Ich kann ihn gut verstehen. Vielleicht sollte ich die Tageslosung heute zur Erinnerung personalisieren:

Wenn ich mich an das Nichtige halte, verlasse ich meine Gnade.

Von Sigrun Welke-Holtmann