Wir glauben doch, dass wir durch die Gnade des
Herrn Jesus gerettet werden.
Apostelgeschichte 15,11

Wir. Welches Wir ist gemeint? In der Apostelgeschichte geht es um die Frage, ob es eine exklusive Gruppe ist, die «gerettet» wird, die Beschnittenen mit Anschluss an das jüdische Volk. Oder gilt die frohe Botschaft der Liebe und der Befreiung, ausgehend vom Gott der Juden, allen Menschen, die sie nötig haben? Gott «hat zwischen uns und ihnen keinen Unterschied gemacht», er gewinnt «aus allen Völkern ein Volk». Diesen Glauben verkündigen die Apostel. Ihr Wir ist inklusiv. Es ist ein neues Wir.
Vom «neuen Wir» spricht heutzutage die Eidgenössische Migrationskommission. In einer von Migration geprägten Gesellschaft könne es keine exklusive Leitkultur geben, der sich alle unterzuordnen hätten. Die Schweiz oder auch Deutschland seien Migrationsgesellschaften, Migration sei Normalität, ihre Vielfalt alltägliche Realität. Das erfordere ein vielstimmiges Wir-Gefühl, das möglichst vielen Menschen Anerkennung und Zugehörigkeit ermögliche.
Schon in der Apostelgeschichte ging der Streit über die Frage, ob es eine einheitliche Leitkultur für alle brauche. Die Apostel lehnten das ab – unter Berufung auf Moses und die Propheten. Deshalb: Wer heute die «christliche Leitkultur» oder die «jüdisch-christliche Leitkultur» gegen die anderen durchsetzen möchte, muss eines wissen: Diese Leitkultur ist gegen Leitkulturen. Sie schafft ein neues Wir.

Von: Matthias Hui