Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes. Lukas 1,46–47

Kunstvoll verdichtet Lukas im Magnificat, worum es im Evangelium geht. Zuerst beschreibt Maria ihre persönliche Situation und hebt an zum reinen Gotteslob. Doch bei sich selbst bleibt sie nicht stehen und nimmt sogleich das Kollektiv in den Blick. Noch vor der Geburt Jesu formulieren Elisabeth und Maria das erste christliche Glaubensbekenntnis.
Maria erzählt von einem Gott, der barmherzig ist und sich auf die Seite der Schwachen und Ausgestossenen stellt, der die Hungrigen sättigen und die Kranken heilen will. Von einem Gott aber auch, der die Macht der Mächtigen bricht, den Hochmut bekämpft und die Gier der Reichen anprangert. Und von einem Gott, der die von seinem Geist erfüllten Menschen dazu anstiften will, selbst die Gegensätze zwischen Arm und Reich, Unten und Oben auszugleichen und das Unrecht zu bekämpfen, Gemeinschaft zu stiften, wo Spaltung und Einsamkeit herrschen.
Es sind die roten Fäden des Glaubens, die im Magnificat zusammenlaufen und miteinander verknüpft werden: der Trost, den Jesus zuspricht, und die Nachfolge, zu der seine frohe Botschaft aufruft.

Von: Felix Reich