Da kam eine arme Witwe. Sie warf zwei kleine
Kupfermünzen hinein.
Markus 12,42

Da sitzt Jesus tatsächlich im Tempel und schaut zu, was in den Opferstock hineingetan wird. Das ist ein sehr befremdliches Bild, und ich bin nicht wenig schockiert.
Aber eben, wie so vieles in der Bibel kann man es auch anders verstehen!
Die Witwe hat alles gegeben, was sie hatte, und Jesus sagt von ihr zu den Jüngern: «Diese arme Witwe hat mehr gegeben als alle andern. Die haben nur von ihrem Überfluss gegeben, sie hat alles gegeben, was sie selbst dringend zum Leben gebraucht hätte.»
Das ist das zweitletzte Gleichnis vor der Passion. Im letzten geht es um das Salböl (14,3–9), das ein Jahresgehalt wert ist.
Beide Geschichten nehmen voraus, was Jesus am Schluss selber tut: nämlich die völlige Hingabe an Gottes Willen.
So gesehen scheint mir Jesu Sitzen und Beobachten im Tempel wie eine Einstimmung auf das, was ihm bevorsteht.
Auch beten wir: «Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.»
Wie schwer fällt es uns doch, uns selber in Gottes Willen hineinzugeben, ihn anzunehmen und nicht daran zu verzweifeln.

Von: Kathrin Asper