Euch, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln. Maleachi 3,20

Die Sonne der Gerechtigkeit wärmt und verheisst Geborgenheit unter ihren Flügeln, macht heil, was zerbrochen ist. Doch noch leuchtet sie nicht. Das Unrecht des Stärkeren setzt sich durch. Gerissenheit wird belohnt. «Es scheint vergeblich, Gott zu dienen.» (Maleachi 3,14) Die Erfahrung, dass unter die Räder kommt, wer sich dem Frieden und der Versöhnung verschreibt, wendet der biblische Text ins Versprechen, dass Gott nicht vergisst. Und wenn er die Sonne der Gerechtigkeit dann eines Tages aufgehen lässt, wärmt und schützt sie nicht nur die Gerechten, sie versengt auch das Unrecht. Die Unterjochten, die Gott die Treue halten, werden zu Gerichtsvollziehern der Gerechtigkeit: «Und ihr werdet die Ungerechten zertreten, ja sie werden Staub sein unter euren Fusssohlen.» (Maleachi 3,21)
Wird der Begriff der «Ungerechten» nicht auf einzelne Menschen, sondern auf ungerechte Zustände bezogen, erhält die Stelle Aktualität und Brisanz. Mehr noch: Sie wird zur Aufforderung, gegen Ideologien, deren toxischer Kern sich oft
zuerst in einer menschenverachtenden Sprache zeigt, aufzustehen. Die Bibel erzählt davon und nährt die Hoffnung, dass es möglich ist, die Macht der Gewalt zu durchbrechen und Ideologien zu Staub zu zertreten.

von: Felix Reich