Führt ein Leben frei von Geldgier, begnügt
euch mit dem, was da ist.
Hebräer 13,5

Der Glaube, von dem der Hebräerbrief erzählt, verspricht
Freiheit. Freiheit von der Existenzangst, welche die frühchristlichen
Gemeinden quält, Freiheit vom Ringen um die
eigene religiöse Identität, Freiheit von der Angst, von der
Umwelt angefeindet zu werden. Freiheit aber auch von der
materiellen Sucht nach immer mehr.
Dem Aufruf, sich von der Geldgier zu befreien, würden wohl
alle Menschen folgen wollen, denn als gierig möchte sich
niemand selbst bezeichnen. Doch wichtig ist der zweite Teil
des Satzes, der mehr ist als eine Warnung vor der Gier. Er ist
ein Aufruf zur Genügsamkeit. Im getrosten Vertrauen darauf,
dass «Gott dich niemals preisgeben und dich niemals
verlassen» wird. Eine Genügsamkeit freilich, die man sich
leisten können muss. Es gibt viele Menschen in der Welt, die
sich zwar tatsächlich mit dem begnügen müssen, was da ist,
aber täglich leidvoll erfahren, dass das, was da ist, schlicht
nicht genügt zum Leben.
Das führt zurück zum Satzanfang. Es kann nicht darum
gehen, jene, die wenig haben, klein zu halten. Auch die Gier
muss man sich leisten können. Sie ergreift jene, die eigentlich
längst genug haben, und bringt ganze Finanzsysteme ins
Wanken. Die Gier führt in die Unfreiheit.

Von: Felix Reich