Denn ihr alle seid Kinder des Lichts und Kinder
des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von
der Finsternis.
1. Thessalonicher 5,5

Das Lagerfeuer war für die Menschen im Orient der zentrale
Ort. Nach getaner Arbeit trafen sie sich in vertrauter Runde.
In der Nähe des Feuers gab es Wärme und Geschichten.
Wenn die Flammen züngeln, werden wir wesentlich. Mit
dem Blick ins Feuer vertrauen wir uns an, was uns überlebenswichtig
ist.
Die kleinen Funken, die vom Feuer aus ihre Reise starten,
heissen «Kinder des Lichts». Sie haben nur den Moment. Es
gibt kein Davor und kein Danach. Sie glühen. Sie leuchten.
Sie strahlen aus. Sie geben Kunde von dem, was sie trägt. Sie
sind – nur für einen Moment – Träger des Lichts. Es ist ihr
Moment. Mehr braucht es nicht.

Das Lagerfeuer brennt weiter. Es glüht, zischt, knallt und
qualmt für Stunden. Dann steigt das Morgenrot auf. Es
bringt der Erde das Leben zurück, all das, was heiter und licht
ist. Es vertreibt das Dunkle. Jeden Tag von neuem. Es lohnt
sich, einmal frühmorgens dem Eroberungszug des Lichts zu
folgen. Der erste Schimmer im Osten, der den Orion verblassen
lässt, die steigende Helle, die dann plötzlich die höchsten
Gipfel und Grate streift, auf den Firnen rosarote Teppiche
ausbreitet und auf den Firngraten den neuen Tag anzündet.

Von: Lars Syring / Chatrina Gaudenz