So lass nun deine Kraft, o Herr, gross werden,
wie du gesagt hast.
4. Mose 14,17


Im Kontext der Losung geht es Gott um die Bestrafung des
murrenden, ungläubigen Volkes Israel. Angesichts seines
Misstrauens und Unglaubens weigert Gott sich, es in das
versprochene
Land zu bringen. Da schaltet sich Mose ein
und argumentiert mit Gott, dem er – man ist versucht zu
sagen: in schelmischer Weise – vorführt, was für erbärmliche
Konsequenzen solches Handeln für Gottes Image hätte.
Ein Image, das ihn nicht nur in den Augen der Gegner als
Schwächling und unvollkommen darstellt, sondern vor allem
als einen Gott, der geduldig und barmherzig ist und Fehler
verzeiht. Mose erinnert Gott, dass er nicht nur ein befreiender,
sondern auch ein gnädiger Gott ist. Ein Gott, von dem
Maria, laut Lehrtext, später sagen wird, dass er grosse Dinge
an ihr getan hat. An diese Fähigkeit, grosse Dinge zu tun und
kein Gott der Strafaktionen zu sein, erinnert Mose Gott.
Dieser Dialog behandelt eine der Kerneinsichten unseres
Glaubens: Sola gratia. Wir sind bei all unserem Verhalten
immer neu auf die versprochene Kraft, auf die Gnade Gottes
angewiesen. Aus dem Zweifel, das macht diese Losung für
mich deutlich, führt in einem dialogischen Glauben der Weg
in das Gespräch mit Gott. Aus dem Zweifel führt der Weg
in das Gebet, das Ringen mit Gott, dessen Antwort bei Gott
liegt. Aber, das zeigt der Kontext heute, eine Antwort, die
die Kraft Gottes als Kraft eines barmherzigen Gottes zeigt.

Von: Gert Rüppell