Kehrt um zum HERRN, von welchem ihr so sehr
abgewichen seid!
Jesaja 31,6


Das Mahnwort des Propheten Jesaja ist in eine Zeit grosser
Bedrohung des alten Israel durch seine kriegerischen Nachbarn
gesprochen. Eine solche bedrohliche Situation nachzufühlen,
fällt uns – leider – heute nicht allzu schwer; die
Rede ist von Permakrise, von Multikrise, deren Einzelheiten
wir hier nicht aufzuzählen brauchen. Jesaja bringt die Krise
in Verbindung mit dem Abfall des Volkes von Gott; die
Umkehr wäre die Voraussetzung dafür, dass die Bedrohung
verschwindet. Dass die heutigen Krisen durch einige fundamentalistische
Unheilspropheten für die eigene Propaganda
missbraucht werden, ist bedenklich. Dagegen ist zu
protestieren.
Und doch bleibt ein Unbehagen, eine Verunsicherung.
Wäre das Unheil, das uns bedroht, zu vermeiden, wenn die
Menschen – oder eine massgebliche Zahl unter ihnen – sich
nicht vom Grund des Seins entfernt hätten, oder christlich
gesprochen: sich nicht von Gott als dem Urgrund des Seins
getrennt hätten?
Und ist das Unheil nicht vielleicht doch zu beeinflussen,
wenn Menschen sich auf diesen Urgrund besinnen, wenn sie
in unterschiedlichen Religionen auf deren lebensfördernden
Kern rekurrieren, anstatt sie für Herrschaftssysteme oder gar
Gewaltausübung zu missbrauchen?

Von: Andreas Marti