Salomo sprach bei der Einweihung des Tempels:
Sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? 1. Könige 8,27

Mehrere Reisen in den Orient öffneten mir die Augen, welche
unterschiedlichen Ortserfahrungen hinter biblischen
Texten stehen, die von Gottesbegegnungen erzählen:
Beim Betreten der gewaltigen Tempelanlage von Luxor
hatte ich erstmals eine Ahnung, welche Vorstellung eines
Gotteshauses die Israeliten aus Ägypten mitgebracht hatten.
Die tragbaren Barken, mit denen die Götterstatuen transportiert
wurden, erinnerten mich an die Bundeslade. Ich
war beeindruckt.
Eine mehrtägige Wüstenwanderung liess mich begreifen,
welche Bedeutung ein Begegnungszelt hat. Während wir
nachts in kleinen Igluzelten schliefen, trafen wir uns zu den
Mahlzeiten im äusserst wohnlichen Gemeinschaftszelt. Täglich
wurde dieses Zelt ab- und wieder aufgebaut. Es war für
diese Tage unser Zuhause.
Eine weitere Reise liess mich in den faszinierenden Felsformationen
in und um Petra plötzlich erahnen, warum Jakob
in einem Stein den Ort sehen konnte, wo die Himmelsleiter
den Boden berührt.
Die Bibel ist keinesfalls einengend oder beschränkend mit
ihren Vorstellungen, wo Gott wohnt. Der Tempel ist ein Ort,
wo sein Name angerufen werden kann. Doch ist auch dieser
Ort nur ein Abglanz, ein Platz, wo allenfalls Gottes Füsse
die Erde berühren – um ein menschliches Vergleichsbild für
Gott zu benutzen.

Von: Barbara Heyse-Schäfer