Der HERR kommt, das Erdreich zu richten.
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit
und die Völker, wie es recht ist.
Psalm 98,9

Lese ich diese zwei Sätze aus dem Zusammenhang gerissen,
so kommen sie mir fast wie eine Drohung vor. Gericht
klingt in meinen Ohren eher nach Strafe, auch wenn von
Gerechtigkeit die Rede ist. Doch wer kann von sich schon
behaupten, gerecht zu sein?! Und was ist das Gericht, wie es
recht ist? Was habe ich eigentlich verdient?
Sie schmeckt mir bitter, die Losung des heutigen Tages.
Doch dann lese ich sie im Zusammenhang. Im Zusammenhang
des ganzen Psalms wird sie regelrecht zu einer
Geschmacksexplosion. Denn sie ist der Höhepunkt, der
Endpunkt, das grosse Finale. Verheissung und Versprechen.
Keine schale Drohung, sondern das ersehnte Ende. Und es
kommt nicht einfach so nebenbei, sondern mit Pauken und
Trompeten, mit aller Macht und Gewalt – Naturgewalt.
«Die Ströme sollen in die Hände klatschen und alle Berge
seien fröhlich.» Dieser Psalm reisst auch mich mit: Singt dem
Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder! Schon klingen
Lieder in mir und ich möchte einstimmen. Einstimmen in
den Jubel, in das Klatschen, in die Freude.
Und ganz tief in mir drin spüre ich, dass es genau das ist,
was wir brauchen: Gottes Gerechtigkeit.
Und dass es auch das Einzige ist, worauf wir uns wirklich
verlassen können. Er kommt.

Von: Sigrun Welke-Holtmann