Achtet genau darauf, dass ihr den HERRN, euren Gott,
liebt, und wandelt auf all seinen Wegen.
Josua 22,5

Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da
soll mein Diener auch sein. Johannes 12,26


Genauigkeit, Präzision: Auch wenn sie nur als «Sekundärtugenden
» gelten, sind es doch Tugenden. In den Ostkirchen
spricht man von «akribia» beim Einhalten ritueller
Vorschriften und liturgischer Regeln. Für das orthodoxe
Judentum ist die gewissenhafte Befolgung aller Gebote und
Verbote der Tora zentral, und Jesus selbst hat gesagt, dass
«kein Jota vom Gesetz» dahinfallen solle. Aber ebenso sagt
er, dass der Sabbat um des Menschen willen da sei und
nicht der Mensch um des Sabbats willen. Dazu erklärt er
die Gottes- und die Nächstenliebe zum obersten Gebot,
und so bekommt die «akribia» eine neue Dimension, die ja
auch schon im Losungswort in den Blick kommt: Die wahre
Genauigkeit ist die konsequente und unbeirrbare Liebe zu
den Menschen, die sich aus der Gottesliebe und aus der
Liebe Gottes zu uns speist. Darum tritt in den Ostkirchen
die «oikonomia» korrigierend zur «akribia», das Augenmass
bei der Umsetzung der Vorschriften, dessen Kriterium
die Liebe ist. Der Kirchenlehrer Augustinus hat es auf eine
griffige Formel gebracht: «Dilige et quod vis fac» – «Liebe,
und tue, was du willst.» Das sind die Wege Gottes, und das
ist die Nachfolge im Dienen, zu der uns Jesus ruft, so, wie es
der heutige Lehrtext sagt.

Von: Andreas Marti