Der Gerechte ist wie ein Baum, gepflanzt an den
Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit,
und seine Blätter verwelken nicht.
Psalm 1,3

Welch ein Auftakt, der erste Psalm, Eröffnung im wahren
Sinne des Wortes. Er eröffnet eine anthropologische Weite:
«Glücklich sind die Frau, der Mann, die nicht nach den
Machenschaften der Mächtigen gehen, nicht auf dem Weg
der Gottlosen stehen.» (Psalm 1,1 nach BigS)
Aber nicht nur, was der Glückliche nicht macht, wird
beschrieben, sondern auch ganz positiv, wo ihre Lust Erfüllung
findet: an der Weisung Gottes. Und der Beter /die Beterin
hat auch ein Bild für diese Menschen vor Augen. Das Bild
eines Baums, kräftig und grün, im Saft stehend und Frucht
bringend zu seiner Zeit.
Ein starkes Bild: der mit dem Wasserbach verbundene
Baum, der seine Wurzeln alle Zeit an der Quelle hat. Und
wenn man genau hinhört, hört man vielleicht auch das Murmeln
der Weisung Tag und Nacht.
Welch ein Auftakt, und das Lied, das erklingt, ruft Resonanz
in mir hervor und Fragen beginnen zu klingen:
Wo stehe ich?
Was nährt meine Wurzeln?
Was erfüllt mich?
Welche Früchte füllen sich durch mich?
Und –
bin ich glücklich?

Von: Sigrun Welke-Holtmann