Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?  Psalm 42,3

«Der du allein der Ewge heisst und Anfang, Ziel und Mitte weisst im Fluge unsrer Zeiten: bleib du uns gnädig zugewandt und führe uns an deiner Hand, damit wir sicher schreiten.» Jochen Klepper schrieb diesen Vers 1938, und er steht im Losungsbüchlein unter der Losung und dem Lehrtext. Seine Bitte und seine Hoffnung sprach er zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland aus; sie waren dringend und wurden immer dringender in den darauffolgenden Kriegsjahren. Klepper hat den Krieg nicht überlebt; er nahm sich zusammen mit seiner jüdischen Frau das Leben, die er anders vor dem Abtransport in eines der Vernichtungslager nicht schützen konnte. Ein zutiefst tragisches Schicksal eines Menschen, für den das «sicher Schreiten» der Gang in den selbstgewählten Tod war.

Das vergangene Jahr hat uns mit Krieg und Zerstörung in der Ukraine, mit der Inflation und den plötzlich so hohen Energiepreisen viele Sorgen bereitet. Der Psalm 42 ist ein in grosser Not geschriebener Hilferuf an Gott – und zugleich ein Trostpsalm: «Was betrübst du dich, meine Seele und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.» Daran lasst uns festhalten in diesem neuen Jahr!

Von Elisabeth Raiser