Ich will mich selbst als Wache um mein Haus lagern. Sacharja 9,8

Es ist kein besonders friedlicher und optimistischer Altjahrsabend, der uns in diesem Jahr erwartet. Der Rückblick erinnert uns an Krieg und Krankheit, und der Ausblick malt düstere Wolken an den Zukunftshorizont – Wirtschaft, Weltpolitik, Klima, Biodiversität, Altersvorsorge und was uns da noch alles Sorgen macht. Soll ich mich da nicht einfach einmal zurückziehen ins Private, in meine Wohnung, mein Haus, oder eben in Gottes Haus, dahin, wo er selbst die Wache ist? Flüchte ich mich damit in eine Illusion, in eine umgrenzte und begrenzte Sicherheit, die alles darum herum ausblendet, bis hin zur Realitätsverweigerung? Oder bin ich nur einfach müde von dem Daueralarm, der draussen herrscht, dem notwendigen sowohl wie dem übertriebenen oder gar dem erfundenen? Dazu kommt noch, dass dieser Daueralarm moralisch aufgeladen ist: Ein schlechter und verantwortungsloser Mensch ist, wer nicht möglichst laut und ununterbrochen mitalarmiert oder der gar da und dort ein bisschen zu relativieren versucht.

Trotzdem leiste ich mir ein Durchatmen unter der Wache Gottes und vertraue darauf, dass ich das neue Jahr aus dem «Haus Gottes» heraus gestärkt und allen Widrigkeiten zum Trotz mit Zuversicht beginnen kann. In diesem Sinne:  Allen ein Gutes und ein gesegnetes neues Jahr!

Von Reinhild Traitler