Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheissung, in denen Gerechtigkeit wohnt.      2. Petrus 3,13

An der Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen in Karlsruhe erlebte ich Tag für Tag Menschen, die auf Gerechtigkeit warten. In der Ukraine und im Nahen Osten. Sami in Schweden und Menschen auf Inseln im Süden, die unter der Klimaerhitzung leiden. Frauen und Kinder, die Gewalt erfahren in der Familie oder in der Kirche.

Mir wurde klarer: In Konflikten und Krisen macht es einen entscheidenden Unterschied, ob Kirchen und religiöse Gemeinschaften mit einer Stimme sprechen. Oder einander widersprechen und bekämpfen. Warten wir gemeinsam auf einen neuen Himmel und eine neue Erde? Oder wollen die einen jetzt gar keine Zeit verschwenden mit Warten, weil es ihnen gegenwärtig ja so gut geht? Und die andern glauben sowieso, dass das Neue erst nach dem Tod kommt?

Das Ziel des Ökumenischen Rats der Kirchen ist Einheit. Auch wenn die Kirchen keine grosse Macht mehr haben – oder gerade deshalb? Auch wenn mir klar ist, dass sie ganz verschiedene weltliche Interessen vertreten: Die Welt würde anders aussehen, wenn Christ*innen in Fragen der Gerechtigkeit öfter mit einer Stimme sprächen. Diese Stimme würde gehört. Was könnte eigentlich – frage ich mich beim Warten – mein Beitrag an die Einheit sein?

Von Matthia Hui