Das ist die Liebe, dass wir unser Leben führen nach seinen Geboten. 2. Johannes 6

«Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet.» Christian Morgenstern, Dichter des Komischen und ernster Übersetzer, hat dabei sicher nicht an die biblischen Gebote gedacht. Aber ob es auch bei ihnen klappt? Anweisungen, Gesetze betrachtet man mit vielem, mit Angst vor der Polizei oder mit Ärger wegen Juristen, mit mehr oder weniger Gewissensbissen, mit festen Vorurteilen oder vornehmer Überheblichkeit, dass sie für andere vielleicht gelten mögen, aber nicht für einen selbst. Betrachten wir die Gebote von vornherein mit Liebe, wird es besser als erwartet. Dann ist nicht gleich alles zu viel, zu schwer oder zu kompliziert. Für das, was ich liebe, nehme ich eine Menge auf mich, sogar richtige Strapazen. Für den, den ich liebe, kann ich sehr gut auf andere verzichten. Aber vor allem fällt auf, dass nichts anderes als Liebe geboten ist.
Die gebotene Liebe hat drei Dimensionen. Manchmal gehen eine bis zwei davon vergessen. Geboten ist zum einen die Liebe zum Nächsten. Gott liebt alle Menschen; unser Auftrag ist liebevoll ermässigt. Geboten ist sodann die Liebe zu sich selbst, wenn nötig von vorn und wieder neu. Geboten ist die Liebe zu Gott, der uns immer schon zuvorkommend liebt. Wer damit jeweils am frühen Nachmittag fertig ist, fängt am besten mit der Zusatzaufgabe, mit der Feindesliebe, an. Wie? Natürlich, indem man einen Feind probeweise mit Liebe betrachtet.

Von Dörte Gebhard