Der HERR sprach zu Mose: Ich will ihnen einen Propheten, wie du bist, erwecken aus ihren Brüdern und meine Worte in seinen Mund geben. 5. Mose 18,18

Dann ist ein Prophet also so etwas wie eine Brücke zwischen Gott und seinem Volk? Einer, der dem Volk Gott und seine Weisungen verständlich machen kann und soll? – Braucht es das?, fragt sich die Bewohnerin des 21. Jahrhunderts. Sollte Gott nicht einfach etwas sich selbstverständlich Offenbarendes sein?
Ein Griff ins Bücherregal: der – wie ich meine – geniale Comic «Persepolis» von Marjane Satrapi über die Islamische Revolution im Iran. Sie zeichnet sich, noch vor der Revolution, als kleines Mädchen, das schon mit sechs Jahren weiss, was es werden will: Prophetin. Jeden Abend führt sie im Bett lange Gespräche mit Gott. Es sind wunderbare Bilder, die sie auch geborgen in den Armen ihres göttlich-väterlichen Freundes zeigen. Ihr Name: «Himmlisches Licht». Ihr Antrieb: Wohlstand und Glück für alle; vor allem ihre Grossmutter soll von ihren bösen Knien erlöst werden. Die Grossmutter fragt, wie sie das denn anstellen wolle. Und «Himmlisches Licht» antwortet, das Leiden werde einfach verboten, es sei nämlich das 6. Gebot in ihrem Heiligen Buch. – Als sie Kopfschütteln für ihren Berufswunsch erntet, entscheidet sie sich, zwar immer noch Prophetin zu werden, aber heimlich. So will sie «die Gerechtigkeit, die Liebe und der Zorn Gottes» sein. Und Sie?

Von Katharina Metzger