Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten. Jesaja 53,5

Und so geht es weiter: «Durch seine Wunden haben wir Heilung erfahren.» Strafe und Wunden auf der einen Seite. Frieden und Heilung auf der anderen. Gott und wir. Gott mit den Menschen. Gott für uns. Weil er uns liebt. Aber dass es so arg kommen musste. Musste das denn wirklich sein? Ich beginne, meine Hände in Unschuld zu waschen. Doch nicht etwa wegen mir. Wegen mir hätte keiner sterben müssen. Warum denn auch? So dachte ich, als ich ein Kind war.

Nun bin ich erwachsen. Um ein paar Erfahrungen reicher. Auch reicher an Glauben. An Fragen und Zweifeln. Ich hätte nicht gewollt, dass jemand leidet wegen mir. Ich hätte nicht gewollt, dass jemand an meiner Seite fast zugrunde geht wegen mir. Ich hätte nicht gewollt, dass ich genau jene Menschen am meisten verletze, die mir am nächsten sind und die ich am meisten liebe. Das alles hätte ich nicht gewollt. Und dennoch ist es passiert. Wo ich wie ein Schaf umhergeirrt bin, da haben andere gelitten wegen mir. Haben Wunden davongetragen. Sich von mir gestraft gefühlt. Und mich dennoch weiterhin geliebt. Auf dass ich wieder Frieden fände. Auf dass ich durch Liebe Heilung erfahre.

Ob Gott wirklich für mich sterben musste? Ich weiss es nicht. Immer noch nicht. Doch ich glaube an seine Liebe. Und wasche meine Hände nicht länger in Unschuld.

Von Ruth Näf Bernhard