Bringt eine Mutter es fertig, ihren Säugling zu vergessen? Hat sie nicht Mitleid mit dem Kind, das sie in ihrem Leib getragen hat? Und selbst wenn sie es vergessen könnte, ich vergesse euch nicht! Jesaja 49,15

Die Stadt Jerusalem stimmt als Frau und Mutter eine Klage an. Ihre Kinder sind verloren gegangen in der babylonischen Verbannung. Ihre Mauern liegen in Trümmern. Von Gott, dem sie wie einem Ehemann verbunden war, fühlt sie sich verlassen. «Frau Zion spricht: Der HERR hat mich verlassen. Mein Herr hat mich vergessen.» (Vers 14) Die Antwort im Prophetenwort nimmt Bezug auf das mütterliche Mitgefühl. Eine Mutter hat ihr Kind im eigenen Mutterleib getragen. Wie eine körperliche Empfindung regt sich bei ihr das Mitgefühl zum Kind, welches schwächer ist und die Betreuung der Eltern braucht. «Wird eine Frau ihren Säugling vergessen? Wird sie kein Mitgefühl haben mit dem Kind ihres Mutterleibs?» Nicht nur Mütter, sondern alle Menschen haben die Fähigkeit mitzufühlen. Menschliches Mitgefühl ist allerdings auch brüchig und kann sogar verloren gehen. «Auch wenn die Frauen vergessen könnten – ich werde dich nicht vergessen.» Die Bibel glaubt an einen Gott, der Mitgefühl zeigt – mit viel grösserer Treue als die Menschen. Er sagt zu Jerusalem: «Siehe, auf meine Handflächen habe ich dich eingeritzt, deine Mauern sind immer vor meinen Augen.»

Von Andreas Egli