Wer ist dem HERRN gleich, unserem Gott, der hoch droben thront, der tief hinunterschaut auf Himmel und Erde! Der aus dem Staub den Geringen  aufrichtet. Psalm 113,5

Zwei Linien zeichnet der Psalmist. Jene des Throninhabers, der so hoch  über  dem  Normalmenschen  ist,  dass er sogar noch auf den Himmel hinabschaut. Hier kommt mir die Geschichte vom Turmbau zu Babel in Erinnerung (1. Mose 11). Der Mensch will hoch hinaus in den Himmel und trotzdem muss Gott «herabsteigen», um sich ein Bild von dieser menschlichen Höhe machen zu können. Ähnliche Dimensionen weist dieser Psalm auf. Jahwe thront in seiner Majestät so hoch, dass er tief hinunterschauen muss, um die «Grosstaten» der Menschen wahrzunehmen. Und zugleich betont der Psalm die andere Seite dieses Erhabenen, seine diakonische Gabe, würden wir möglichweise sagen, die den im Staub Liegenden, den unter die Räuber Gefallenen, den Geringen im gesellschaftlichen Wertekanon aufrichtet. Dieses Oben-unten-Verhältnis ist meines Erachtens die Botschaft, die der Psalmist zusprechen will: Wie hoch ihr zu thronen meint, nie seid ihr so hoch wie Jahwe. Schaut wie dieser hinunter, dorthin, wo die im Staub Liegenden sich befinden. Sie aufzurichten, ist euer gottgemässes Tun. So kennzeichnet sich aus der Perspektive von oben eine Ökonomie des Lebens, der Ertüchtigung für die da unten. Wir sind nie gottgleich, aber wir können unseren Blickwinkel so ausrichten, dass wir jene sehen, denen Gott aufhilft.

Von Gert Rüppell