Der Engel des Herrn kam herein und Licht leuchtete auf in dem Raum; und er stiess Petrus in die Seite  und weckte ihn und sprach: Steh schnell auf! Und die Ketten fielen ihm von seinen Händen.           Apostelgeschichte 12,7

Seit Frühling dieses Jahres gibt es in Zürich ein neues Gefängnis. Derzeit hat es 124 Plätze für vorläufig Festgenommene. Während der Polizeihaft treffen die Strafverfolgungsbehörden in der Schweiz während höchstens 48 Stunden die notwendigen Abklärungen, um den Tatverdacht und die weiteren Haftgründe zu erhärten oder zu entkräften. Ergibt sich dann, dass die Haftgründe nicht oder nicht mehr bestehen, so wird die betreffende Person freigelassen. Auch in diesem System passieren Fehler, aber es herrschen Recht und Gesetz. Gewürdigt wird diese menschliche Errungenschaft sehr selten.

Sie ist aber so gross, dass Petrus nicht einmal davon träumte. Er war auch vorläufig festgenommen worden. Alsbald sollte er dem Volk vorgeführt werden. Ihn erwartete kein korrektes und gerechtes Verfahren, sondern nach den unmenschlichen und willkürlich-populistischen Massstäben des Herodes die Todesstrafe. Aber Petrus ist in Gottes Hand, schon bevor der lichtvolle Engel kommt. Denn als unschuldig Eingekerkerter und Angeketteter kann er tief und fest schlafen. Jedenfalls muss er zu seiner Befreiung erst gerüttelt und geweckt werden. Dieses Vertrauen schenke Gott uns allen, ob wir gefangen sind oder frei.

Von Dörte Gebhard