Jeremia sprach: Mich jammert von Herzen, dass die Tochter meines Volkes so zerschlagen ist. Ist denn keine Salbe in Gilead oder ist kein Arzt  da? Jeremia 8, 21.22

Um Jeremia und die Seinen herrschen Elend und Verzweiflung. Er hat nicht genug Tränen, um alle Erschlagenen zu beweinen. Der Prophet braucht keinen Fernseher und keinen Liveticker für die Bilder von Leid und Not. Er sieht alles mit dem Herzen. Er würde wohl sagen: leider sehr gut. Aber er verzweifelt in diesem Moment nicht, obwohl gerade er dafür anfällig ist. Er ruft gegen seine Hoffnungslosigkeit Gott an – als Arzt und Apotheker.

Die «Salbe von Gilead» ist seit Jahrtausenden berühmt und war damals wohl jedem Kind bekannt. Sie wurde und wird aus dem Baumharz der Balsampappel hergestellt und hilft gegen Ekzeme, Sonnenbrände, Arthritis, Sehnenscheidenentzündungen und viele weitere Leiden. Die Knospen enthalten Salicin, das auch «organisches Aspirin» genannt wird.

Es braucht ein Heilmittel und einen, der es bringt. Zuerst denkt Jeremia an Symptombekämpfung, an Schmerzlinderung. Im zweiten Schritt braucht es einen Arzt, der die weitere Therapie übernimmt. Im grossen, geschichtlichen Rückblick erkennt man, dass Gott als Arzt und Apotheker bis heute gefragt und gebraucht wird, jedoch nicht wegen der zu befürchtenden Risiken und Nebenwirkungen, sondern damit Glaube, Liebe und Hoffnung unter uns nicht sterben.

Von Dörte Gebhard