Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äussersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.         Psalm 139,9–10

Dieser Psalm ist wunderschön, ein poetisches Bild reiht sich ans andere. Gott ist mit mir – immer. Er ist allwissend, nicht in dem Sinne, dass er die Zahl der Sterne weiss, sondern in Bezug auf mich, «ob ich sitze oder stehe».

Ebenso ist er immer gegenwärtig, auch in Bezug auf mich – und das schon immer, vom Mutterleib an, er kennt meinen Lebensweg und meine Zukunft. Seine schützende Hand ist über mir, unter mir und um mich. Das ist kein Gott, über den sich philosophieren lässt, etwa als Urgrund des Seins oder als ewiges Wesen. Das ist ein Gott, der direkt, unmittelbar zu mir in Beziehung steht in jeder Hinsicht, wie die Luft, die ich atme.

Welche Zuversicht drückt sich hier aus! Die Zuversicht Davids, der diesen Psalm betet. Gott wird hier in wunderbarer Weise allgegenwärtig und fassbar, und es ist nicht nötig, sich über sein Wesen den Kopf zu zerbrechen. Zwingli sagte einmal: Was Gott an und für sich ist, wissen wir so wenig als ein Käfer weiss, was ein Mensch ist.

Das Rätseln über das An-und-für-sich-Sein Gottes wird in diesen Psalmworten hinfällig. Gott ist in Beziehung zu mir und das ist nachvollziehbar, fassbar und eine wunderbare Wirklichkeit, die mich umgibt und durchflutet.

Von Kathrin Asper