Der HERR ist meine Stärke und mein Lobgesang und ist mein Heil.        2. Mose 15,2

Mose stimmt den Lobgesang des Siegers an. Gott hat die Israeliten in die Freiheit geführt und die Übermacht der Ägypter zerschlagen. «Ross und Reiter hat er ins Meer geschleudert.» Die besten Kämpfer hatten gegen Gott keinen Stich und wurden im Schilfmeer versenkt. «Der Herr ist ein Krieger.»

Soweit der Exodus. In Wahrheit kommen die Kleinen fast immer unter die Räder. Die militärische Stärke gewinnt. Und selbst wenn sie implodiert, tut sie es nur um den Preis von Tod und Zerstörung. Frauen, Kinder, Männer flüchten. Die Angreifer, die ihnen nachjagen, damit sich «an ihnen sättige ihre Gier», versinken nicht im Meer «wie Blei».

Einen anderen Klang erhält der Vers, wenn er, von der Wucht der Erzählung losgelöst, verinnerlicht wird. Menschen sind darauf angewiesen, dass ihre Stärke nicht allein aus ihnen selbst kommt, sondern aus der Zuwendung ihrer Mitmenschen, von der Liebe Gottes. Die Hoffnung, dass heil wird, was zerbrochen ist, und am Ende die Gier doch nicht siegt, Gott sich an die Seite der Opfer stellt und sie seine Kraft spüren lässt. Allerdings ist es nicht die Kraft eines Kriegsgottes, es ist die Kraft des Friedensgottes. Jene Kraft, die «ihre Vollendung am Ort der Schwachheit» findet (2. Kor 12,9).