Du sollst keine anderen Götter haben neben  mir. 2. Mose 20,3

Vor ein paar Jahren hat der Ägyptologe Jan Assmann in seinem Buch «Der Preis des Monotheismus» eine Debatte losgetreten. Der Monotheismus habe im Unterschied zum toleranteren Polytheismus ein Problem mit Andersgläubigen und neige deshalb zur religiösen Gewalt. Das erste Gebot sei der Beleg für die These. Dass Gott sagt: «Ich bin der HERR, dein Gott» mag ja noch angehen, aber wenn derselbe Gott erklärt, «du sollst keine anderen Götter neben mir haben», lässt ihn das als Autokrat erscheinen. Warum erträgt JAHWE keinen Konkurrenten? Warum benimmt er sich wie ein eifersüchtiger Ehemann?

Ich denke nicht, dass man den Monotheismus pauschal verurteilen kann. (Das macht auch Herr Assmann nicht …) Mein Punkt: Es geht im Gebot nicht um eine religiöse Ideologie oder ein Prinzip, das durchgesetzt werden kann. Viel entscheidender ist die Gottesbeziehung. Den Boden dafür legte der Exodus. Vor den Geboten stellt sich JAHWE vor: «Ich bin der Gott, der dich aus Ägypten herausgeführt hat.» Gott ist nicht irgendein Gott unter vielen Göttern und Israel nicht irgendein Volk unter vielen Völkern. Darum erstaunt es nicht, dass Liebe und Eifersucht in diesem Bund ein ständiges Thema sind. Frei übersetzt heisst das erste Gebot: Weil Gott keinen «Harem» hat, erwartet er von Israel Treue.

Von Ralph Kunz