Wer mir dienen will, der folge mir nach, und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein.           Johannes 12, 26

Der Vers erscheint mir wie eine Kürzestfassung christlicher Lehre. Es geht um das rechte Verständnis der Lehre Jesu. Der Diener, der Jesus folgen soll, trägt also nicht den Picknickkorb und den Klappstuhl, sondern ist jederzeit in der Nähe seines Herrn und versucht, den Willen des Herrn zu tun, noch ehe der ihn kundgetan hat. Nein, Dienst ist hier nicht das symbiotische Verschmelzen des Dieners mit den Wünschen des Herrn. Vielmehr ist es das Eingehen auf die verschiedenen Bedürfnisse der unterschiedlichen Menschen, die zu Jesus gekommen sind, weil sie sich von ihm etwas erhoffen: die Achtsamkeit dem Leben und den Respekt den Andersartigen gegenüber, auch dort, wo man keinen Gewinn daraus ziehen kann.

Und es geht um Dankbarkeit für das Leben, auch dann, wenn nicht alles gelungen scheint und wir an vielen Versäumnissen und Unvollkommenheiten leiden. Gott selbst muss ja manchmal üben und es nochmal versuchen. Und die Nachfolge, von der Jesus spricht, ist vielleicht eine Einübung, die Möglichkeiten wahrzunehmen.

Gott, lass mich dein Diener sein oder deine Dienerin! Ich will nicht unterwürfig sein, sondern dankbar für das Leben in deiner Nähe und mit dir.

Ist das vielleicht das «ewige Leben»?

Von Reinhild Traitler