Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade noch viel mächtiger geworden. Römer 5,20
Wo die Sünde mächtig geworden ist, da fallen Menschen auf ihre Macht herein. Daraus folgt nichts Gutes. Also kann das Böse sich entfalten, mächtig und gewaltig.
Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist zwar immer noch von Gerechtigkeit die Rede, aber sie wird regelmässig mit Gewalt durchgesetzt und dadurch zerstört. Die Weltgeschichte lässt wenig Zweifel: Keiner gewinnt dabei.
Paulus bekennt das Gegenteil. Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist mit Gottes Hilfe noch viel mehr Gutes möglich. Ist Paulus also ein total gutmütiger Trottel? Nein, der Apostel fällt nie durch Naivität auf. Zu oft war sein Leben bedroht. Aber er hat am eigenen Leib und an der eigenen Seele erlebt, dass Gottes Gnade sogar mächtiger ist als die Sünde eines tatkräftigen Christenverfolgers. Den sogenannten Gesichtsverlust überlebt er, weil er drei Tage lang nichts sieht und dann plötzlich so viel Erfreuliches vor seinen Augen auftaucht, dass er die Sünde nicht vermisst.
Wir kennen es hoffentlich nicht nur von «Romeo und Julia» aus der Schule: Plötzlich lieben sich solche, die sich mindestens ignorieren, wenn nicht hassen müssten. Denn Gott fällt auf uns Menschen und unser Machtgebaren nicht herein. Gott ist nicht naiv, sondern er kommt mit seiner grösseren Gnade dazwischen, zwischen das Böse und uns. Daraus folgt Gutes, kann sich entfalten, geduldig und hoffnungsvoll.
Von Dörte Gebhard