Gott wird alle Werke vor Gericht bringen, alles,was verborgen ist, es sei gut oder böse.         Prediger 12,14

Es trifft sich gut, dass wir uns hier im «Nachwort» des Kohelet befinden und einmal die Auseinandersetzung «wem folgt Kohelet politisch und philosophisch?» ignorieren.

Ich frage mich: «Vor welches Gericht soll hier was gebracht werden?» Wir haben uns über die Jahrtausende so daran gewöhnt, Gott als die letzte Gerichtsinstanz zu sehen, dass eine andere Sicht kaum vorkommt.

Unser Handeln, ob nun als Glaubende oder als Nichtglaubende, wird ständig beurteilt. Die Urteilenden sind in der Regel andere Menschen in unserem Umfeld – sei es beruflich oder privat. Manchmal wird unser Handeln auch von einem Algorithmus beurteilt und bewertet, z. B. bei der Steuererklärung in Deutschland via Elster. Und natürlich gilt auch hier, dass ans Licht gebracht werden soll, was verborgen ist.

Was heisst das nun für Glaubende? Wir lassen uns nicht von einer «KI», einer künstlichen Intelligenz, beurteilen in unserem Tun und Unterlassen. Wir haken auch nicht in der Checkliste die einzelnen Positionen ab, nach «du warst gut», «du warst schlecht».

Wir sind eingeladen, der Predigt und dem Leben Jesu zu folgen und jeden Tag neu auszuprobieren, so zu leben, dass das Gute in uns und in unserer Umgebung die Überhand behält. Anders gesagt: Wir lassen uns nicht vom Kurs auf eine gerechte Welt abbringen.

Von Rolf Bielefeld