Klopft an, so wird euch aufgetan.               
Matthäus 7,7


Im Matthäusevangelium ist das die dritte Aufforderung zum beharrlichen Beten. Wie verhält es sich aber bei Anliegen in menschlichen Beziehungen? Wer etwas will, muss «anklopfen». Dafür gibt es für uns viele verschiedene  Möglichkeiten. Ich kann den direkten Kontakt suchen, an der Haustür oder mit einem Anruf. Ich kann auch eine Mail schicken oder eine andere digitale Art der Vermittlung benutzen, vielleicht versuche ich es auch mit einem sorgfältig formulierten Brief. Ich weiss: Die Art der Übermittlung ist wichtig, und es besteht die Gefahr, dass der Weg, den ich wähle, unangemessen ist: Eine Entschuldigung oder die Bitte um einen Dienst bloss mit einer SMS? Im Zorn kurzerhand zum Telefon greifen und meine Beschwerde dem andern ins Ohr trompeten? Oder einen Schandbrief abschicken? Das wird kaum gut herauskommen.

Bei unserem täglichen Bitten und Widersprechen gilt es, den richtigen Ton und die angemessene Überbringungsart zu wählen. Und wie ist es beim Beten? Ganz anders – und vielleicht doch auch ähnlich. Dank oder Protest, Schmerz, Verletzungen, Zweifel und Widerspruch– vielleicht  findet es im Gespräch mit Gott oder im Einstimmen in einem vorformulierten Gebet seinen Ausdruck, vielleicht ist es nur noch ein verzweifeltes Seufzen, ein Stammeln und Verstummen. Aber vielleicht komme ich dabei zur Einsicht, dass mein Bitten anders erhört wird, als ich es gewünscht habe. Auch so ist eine Türe aufgegangen.

Von Käthi Koenig