Paulus schreibt: Unsere Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen:
Wie ihr an den Leiden teilhabt, so habt ihr auch am Trost teil.

2. Korinther 1,7

«Unsere Hoffnung steht fest für euch – weil wir wissen!» Gewagt und fast schon etwas übergriffig kommt Paulus mir heute entgegen. Kann man Hoffnung und Wissen für jemand anderes haben? Kann mir die Hoffnung eines Anderen, die feste, zum Trost werden? Steckt solche Hoffnung mich an? Entflammt solche Rede meine Hoffnung auch und gerade in Zeiten des Leidens?So perfekter Glaube, so starke Hoffnung für andere, so gutes Wissen erweckt in mir zuerst eher Widerwillen. Und doch muss ich festhalten, dass Paulus von seiner eigenen und der Hoffnung des Timotheus (Vers 1,1) spricht, (vgl. auch Verse 8–11). Paulus und sein Begleiter haben selbst Bedrängnisse am eigenen Leib erfahren, fühlten sich vom Tod bedroht und deuten ihre Rettung als Rettungstat Gottes. Sein «Wissen» ist also erfahrungsgetränkt – sein eigenes Vertrauen hat sich für ihn bewahrheitet und nun bietet er seine Deutung auch den Korinthern für ihr Leben an. Oder mutet es ihnen zu. Oder stülpt es ihnen über. Das mag übergriffig erscheinen, stiftet aber zugleich Beziehung: zwischen sich und Christus und den Korinthern und Christus und sich. Lebendige Glaubensbeziehung. Gewagt, aber vielleicht doch seelsorgerlich und tröstend.Und ich frage mich trotz allen Widerwillens, ob das nicht auch was für mich wäre.

Von Sigrun Welke-Holtmann