Schlagwort: Markus Bürki

16. September

Als Petrus die hohen Wellen sah, bekam er Angst. Er begann zu sinken und schrie: «Hilf mir, Herr!» Matthäus 14,30

Wie oft sind Sie schon in einer Situation gesunken? Sei das im Erdboden versunken oder einfach so? Was haben Sie zu diesem Zeitpunkt dann genau gemacht? Wenn Sie sich erinnern mögen, würde es mich interessieren, ob Sie nach dem Herrn geschrien haben? Oder nach dem Spaghettimonster oder Ihrer inneren Stärke. Oder sind Sie einfach still und heimlich versunken?
Jesus bleibt ja in der Situation ganz ruhig und versteht nicht, warum der Petrus so zappelig ist. Wo doch Glaube ist, da ist doch auch ein Weg – oder nicht?
Es ist und bleibt einfach sehr schwierig. Wenn ich doch nur genug glaube, dann werde ich schon nicht sinken, oder? Oder besteht die Möglichkeit des Sinkens, auch wenn ich genug glaube? Fragen über Fragen, wie häufig in der Theologie.
Es führt kein Weg daran vorbei, sich immer wieder mit dem Glauben auseinanderzusetzen und versuchen zu verstehen, was da mit einem passiert. Hören und versuchen zu fühlen. Was macht ein Bibelvers mit mir? Warum fühle ich mich gerade bei diesem Vers so gut oder eben nicht? Was kann er mit meinem Leben zu tun haben? Ist vielleicht genau diese Bibelstelle der Ort, wo Gott mir meine Wunde offenlegt und mir quasi noch Salz reinstreut?
Bleiben Sie neugierig und aktiv auf Ihrem Weg, ich wünsche es Ihnen von ganzem Herzen. Und sinken Sie nicht dabei ab!

Von: Markus Bürki

1. September

Jesus sprach zu seinen Jüngern:
Habt Glauben an Gott!
Markus 11,22

Es waren nicht nur Jünger mit Jesus unterwegs. Es waren auch Jüngerinnen. Und was ist mit dem dritten Geschlecht? Ist Jesus für alle da? Oder nur für die Binären unter den Menschen? Ich getraue mich, in ein Wespennest zu stechen:
Wieso eigentlich? Wieso ist es noch immer das Thema Nummer eins in der christlichen Welt, wer mit wem ins Bett darf und ab wann? Es ist mir unverständlich. Jesus hat insbesondere Macht und Macht in Kombination mit Geld angeprangert; wer mit wem das Bett teilt, war nicht zuoberst auf seiner Liste von Gleichnissen. Auch können wir die Bibelverse, welche etwas über Beziehungen von damals aussagen, nicht einfach in unsere heutige Welt übertragen. Da braucht es schon ein wenig Übersetzungsarbeit. Ehe, Partnerschaft, das war zu Jesu Zeiten etwas ganz anderes als heute. Mein Vorschlag: Wenn zwei Menschen eine Beziehung eingehen, dann sollte das auf Augenhöhe sein, ohne ein Machtgefälle, egal, wer mit wem. Gilt eigentlich das «habt Glauben an Gott!» für alle oder nur für die einen oder die anderen? Ich glaube, dass wir als Christenmenschen schnell aufhören müssen mit diesem Schubladendenken, diesem Schwarz-Weiss oder diesem Drinnen-Draussen. Wir Christenmenschen glauben an den einen Gott, wir haben wohl nur unseren einen blauen Planeten, und alle Menschen auf diesem haben eine göttliche Abstammung. Alle Menschen sind mitgemeint!

Von: Markus Bürki

17. Juli

Das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schliessen will
nach dieser Zeit, spricht der HERR:
Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben,
und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.

Jeremia 31,33

Ja, der Bund mit Israel. Israel ist das erwählte Volk, zuerst gilt
der Bund Israel und dann allen anderen. Was aber nicht meinen
darf, dass Israel nun alles machen darf, was es will, weil es
ja das auserwählte Volk Gottes ist. Ich möchte vielmehr auf
das Herz eingehen, in welches das Gesetz von Gott
geschrieben werden soll. Ein wunderbares Bild, so finde ich!
Gottschreibt sein Gesetz in die Herzen und nicht in die Köpfe
seines Volkes. Gott möchte also ganz nahe bei seinem Volk
sein und seine Liebe zu ihm direkt in ihre Herzen schreiben
oder fliessen lassen. Wer kann da widerstehen? Und dann
will Gott einfach Gott sein. Gott geht ganz nahe ran, legt
sich so richtig ins Zeug, um bei seinem Volk zu sein. Gott
will eine gute, bindende, verbindliche Beziehung auf
Augenhöhe mit seinem Volk, von Herz zu Herz. Auch hier:
Wer von Ihnen möchte das nicht? Mit der Partnerin,
dem Partner, der Familie, der Gruppe, dem Clan,
der Kirchgemeinde…einfach im Herzen spüren, dass es
der andere oder die anderen einfach nur gut mit einem
meinen? Ein wunderschönes Gefühl.
Wenn die Herzen im Einklang schlagen, ist dann der Bund
nochwichtig? Oderist der Bund nur ein Puzzlestück auf dem
Weg zum Herzen und zu Gott?

Von: Markus Bürki

16. Juli

Jesus sprach zu den Jüngern: O ihr Toren, zu trägen Herzens,
all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste
nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?
Lukas 24,25–26

Der Auferstandene geht mit zwei Jüngern zusammen nach
Emmaus, er gesellt sich an ihre Seite und hört quasi zu, wie
sie über diesen Jesus reden. Aber sie erkennen Jesus nicht,
nicht einmal, als er den beiden nochmals alles aufzeigt,
angefangen bei Mose… Sie erkennen ihn nicht! Erst als er
dann spätabends mit ihnen zusammen das Brot bricht,
erkennen sie ihn.
Würden wir heute Jesus erkennen? Wenn da plötzlich einer
steht und spricht und handelt wie Jesus… Würden Sie ihn
erkennen? Ist er schon da und wir erkennen ihn nicht? Wer
könnte es sein? Nein, Trump ist es nicht, auch wenn viele in
Amerika das behaupten und daran glauben.
Wie wird es dann sein, wenn Jesus, wie er selber gesprochen
hat, wiederkommt? Werden wir ihn erkennen oder ihn erneut
verurteilen und an ein Kreuz schlagen lassen? Mir wird ganz
anders beim Gedanken, dass Jesus dereinst wiederkommt und
wir ihn nicht erkennen.
Oder kommt er gar nicht zurück? Immerhin warten wir
seit über zweitausend Jahren – lohnt sich dieses Warten
überhaupt? Vor einigen Tagen istmein Stiefvater verstorben.
Derletzte Besuch bei ihm war hart, dieses Abschiednehmen
fürimmer, kein Zurück, kein «noch einmal». Odersehenwir
uns dereinst wieder? Ich kann es nicht wissen, sorry.

Von: Markus Bürki

17. Mai

Dann werden die, die den Willen Gottes getan haben,
fragen: Herr, wann kamst du als Fremder zu uns, und
wir nahmen dich auf? Dann wird der König antworten:
Ich versichere euch: Was ihr für einen meiner geringsten
Brüder oder eine meiner geringsten Schwestern getan
habt, das habt ihr für mich getan.
Matthäus 25,37.38.40

Wir gehören alle zusammen. Menschen sind Menschen und
allen gebührt die gleiche Würde. Allen Lebewesen gebührt
die gleiche Liebe. Ja, alle Kreatur soll sich lieben auf diesem
Planeten, etwa so verstehe ich den Text. Mit einer vielleicht
kindlichen Brille («Wenn ihr nicht wie die Kinder werdet,
dann werdet ihr nie in das Reich Gottes kommen») kann
ich also annehmen, dass alles, was auf dieser Erde an Gutem
getan wird, allen zugutekommt, als wäre es ein einziges Lebewesen.
Und in der Umkehr bleibt also alles Schädliche oder
Leidige auch auf der Erde und bleibt in den Lebewesen bestehen.
Heute ist sich die Wissenschaft einig, dass Traumata
über Generationen weitergegeben werden können. Ist es
dann mit der kindlichen Brille so, dass all unsere netten und
guten Taten dieser Erde und ihren Bewohnenden auch in die
DNA eingepflanzt respektive mitgegeben werden? Zu hoffen
ist es auf jeden Fall, denn so lese und verstehe ich den Lehrtext
von heute. Alle gehören in Christus zusammen. Auch
die Geringsten, die Blöden, die Dummen, die Scheinheiligen,
die Hinterlistigen, die …
Amen!

Von: Markus Bürki

16. Mai

Als sie aber satt waren, spricht Jesus zu seinen Jüngern:
Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt.
Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit Brocken
von den fünf Gerstenbroten, die denen übrig blieben,
die gespeist worden waren.
Johannes 6,12–13

«Aber das ist doch gar nicht möglich», höre ich meine Religionsschülerinnen
sagen. «Ja, wenn du das einfach so eins
zu eins liest, dann ist das vielleicht nicht möglich, aber bei
Gott ist doch alles möglich, oder nicht?», sage ich dann wohl
als mögliche Antwort. Die Diskussion ist lanciert und es gibt
bestimmt eine spannende Lektion in der Schule.
Aber wie verstehe ich den Text denn eigentlich?
Für mich sind die Brocken an Brot, die da beschrieben
werden, kleine gute Taten der Liebe, die wir Menschen so
machen oder machen könnten. Sammeln wir alle kleinen
guten Taten der Liebe aller Menschen, so ergibt sich für alle
genug Liebe und es blieben zwölf Körbe oder Herzen übrig.
Es gibt für alle genug Liebe, wenn wir uns denn wirklich
bemühen. Wo klemmt es also? Jetzt wird es kompliziert;
einige Stichworte zum Weiterdenken: Macht, Männlichkeit,
Patriarchat, Geld, Egoismus, Gier, Voreingenommenheit,
Angst, Gruppendruck, dazugehören, alles immer auf eine
Karte setzen wollen, Überforderung in der aktuellen Situation,
zu viel Digitalisierung, zu wenig Ruhe und Stille, Panik
vor Religion und Spiritualität … was fehlt noch?
Amen!

Von: Markus Bürki

17. März

Jesus rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Johannes 7,37

So einfach.

Was gibt es bei Jesus zu trinken? Wein? Wasser? Traubensaft? Limonade? Lebenssaft? Geisteskraft? Glaubenskraft? Muttermilch? Ich stelle mir das als eine Art Zaubertrank vor, den ich bei Jesus bekomme. Ein Schluck – und schon bin ich wieder parat, ganz der Alte und kann mich wieder auf meine Lebensaufgaben konzentrieren. Einen Mund voll – und schon meistere ich meine Herausforderungen wieder mit links.

Da muss ich erst mal schweigen und nachdenken.

Vielleicht ist aber mit der Aussage des Rufens von Jesus einfach auch Folgendes gemeint: Wenn du in der Klemme bist, nicht mehr weiterkommst, müde, erschöpft, krank und deprimiert bist, dann lies in der Bibel und finde Worte, die dich wieder aufrichten. Finde Antworten auf einige deiner Fragen und gehe mit aufrechtem Rücken wieder in die Welt hinaus, um anderen beim Aufrichten ihres Rückens zu helfen.

Richtet euch also gegenseitig auf, gebt euch gegenseitig vom Getränk Jesu und werdet heil und ganz. Werdet wieder Mensch, werdet echt und verbindet euch mit allen anderen Lebewesen auf dieser wunderbaren Erde und gebt acht aufeinander. Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!

                                                                                               Amen!

Von: Markus Bürki

16. März

Danket dem HERRN und rufet an seinen Namen; verkündigt sein Tun unter den Völkern! Psalm 105,1

Verkündigt sein Tun; schon sind wir bei Mission! Müssen wir das, oder was ist damit überhaupt gemeint? Es ist auf jeden Fall ein Wort mit Nachgeschmack, ein Wort, das nicht einfach so gesagt werden kann, es weckt viele Erinnerungen und ruft Bilder hervor von Missionaren, die andere Völker und Kulturen mit dem Christentum gequält haben! Unschön, gar nicht Jesus-like. Was kann denn gemeint sein?

Die Mission von Jesus war doch so: «Liebe Gott über alles und liebe deinen Nächsten wie dich selbst.»

Gott war schon immer die Liebe, schon bevor die Welt war, und Gott wird auch nach der Welt noch Liebe sein. Schön!

Hat dann die Mission einfach ein Ziel, und das ist die Liebe?

Ein wunderbarer Gedanke, finde ich. Sich von Gott lieben lassen und andere Menschen so lieben wie sich selbst, dann kommt Mission ans Ziel. Eine Mission nach dem Vorbild Jesu, die also dient statt befiehlt; eine Mission, die Gewalt erleidet statt Gewalt ausübt; und eine Mission, die ihre Vollendung in der Schwachheit findet – ja, das könnte eine moderne Mission sein.

Und dennoch bleibt das Wort Mission unschön, weil damit im Namen des Christentums einfach zu viel Mist gebaut wurde, leider Gottes! Machen wir es besser!

                                                                                               Amen!

Von: Markus Bürki

17. Januar

Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen;
ich komme zu euch.
Johannes 14,18

Johannes geht zurück an den Ursprung der Welt bei seinem Text und macht damit deutlich, wie wichtig und zentral Jesus ist. Das Evangelium des Johannes enthält auch die «Ich-bin-Worte» von Jesus, und wir lesen, dass Jesus ganz Mensch und ganz Gott ist. In meiner Bibel ist beim Evangelium nach Johannes besonders viel mit dem Leuchtstift markiert.
Wer Jesus liebt, wird von Jesus und Gott geliebt und beide nehmen dann in dir Wohnung, und der Vater wird den Helfenden senden, der uns unterstützt, bis Jesus wiederkommt. Gemeint ist der Heilige Geist. Ja, das Evangelium nach Johannes hat auch viel Frommes zu bieten, finde ich.
Auf einen Punkt gebracht vielleicht nur so viel, «ihr sollt einander lieben!» Zu vereinfacht? Wohl schon, darum lohnt es sich wirklich, dieses ganze Evangelium einmal oder auch mehrmals zu lesen. Wer lieber Bilder schaut, kann unter www.dasbibelprojekt.ch kurze gezeichnete Zusammenfassungen fast aller biblischen Bücher schauen und hören, das lohnt sich auch sehr!
Wir werden nicht verlassen, wir bleiben nicht allein, das verspricht Johannes und das hat uns auch Jesus versprochen. Glauben wir das und nehmen somit all den Reichtum der biblischen Schrift an? Amen!

Von: Markus Bürki

16. Januar

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst;
ich habe dich bei deinem Namen gerufen;
du bist mein!
Jesaja 43,1

Jesaja ist Prophet und er hat es nicht einfach. Das Volk entfernt sich von Gott, ist korrupt und betreibt Götzendienst. Jesaja (sein Name bedeutet «Gott ist Rettung») mahnt die Menschen und versucht sie wieder auf die Spur von Gott zu bringen. Im Text kommt dann viel Hoffnung auf, dass das neue Jerusalem und damit alle Bundesversprechen erfüllt werden und es an vielen Stellen um «den Retter» geht, der da kommen wird und das Volk von seiner Schuld befreien wird. Jesus ist für uns Christinnen und Christen mit «dem Retter» gemeint, und dieser erfüllt über 300 Prophezeiungen in der Bibel! In Jesaja werden sogar der Tod und die Auferstehung Jesu vorhergesagt. Theologisch anspruchsvoll. In all dem sollen wir uns nicht fürchten. Wir wurden bei unserem Namen gerufen, und wir gehören zu Gott und damit auch zum «Retter», also zum geglaubten Christus. Der Kreis schliesst sich, alles wird gut, das neue Jerusalem und die neue Schöpfung können kommen.
Nun schreiben wir das Jahr 2024. Wo ist die Gerechtigkeit und die grosse Hoffnung, die Jesaja herbeischreibt? Wo sind die Völker, die nicht mehr korrupt sind und keinen Götzendienst mehr betreiben? Wo sind eigentlich die heutigen Prophetinnen und Propheten? Und … lassen wir uns bei unserem Namen rufen von unserem Gott? Amen!

Von: Markus Bürki