Autor: Andreas Marti

12. Februar

Lass meinen Mund deines Ruhmes und
deines Preises voll sein täglich.  Psalm 71,8

Gott rühmen, preisen, loben – mit Worten, mit Musik, mit Tanz, in unseren Gottesdiensten, im persönlichen Gebet: eine Selbstverständlichkeit. Oder am Ende doch nicht? Vor dem Gloria steht in der Messliturgie das Kyrie, und das Gloria schlägt selber den Bogen wieder zurück zur Bitte um Erbarmen. Das «Lob pur» gibt es da nicht, und es kommt auch in der Bibel so kaum vor. Die Lobpsalmen gründen Gottes Ruhm auf Erzählungen von dem, was Gott tut oder getan hat; es ist ein Lob mit Grund, ein «Lob, weil…». Manchmal aber gehen dem Lob Erzählungen von Leid und Not voraus, bis dahin, dass jemand trotz solchen Erfahrungen Gott lobt und preist. So ist es dann ein «Lob trotz …».

«Lob pur» ohne die einen oder die anderen Erzählungen wäre Ausdruck einer realitätsfernen Hurra-Theologie, mit der das wirkliche Leben dröhnend übertönt wird, bei einer Opium-Religion. Das rechte Gotteslob ist eingebettet in einen viel weiteren Horizont, in eine Wirklichkeit, die neben Glück und Erfüllung auch Hindernisse, Enttäuschungen, Widerstände und Ängste kennt. Es ist oft Lob «aus der Tiefe», das wir eigentlich gar nicht zu singen vermögen. So erschliesst sich unsere Tageslosung: Wir bitten Gott, selber unseren Mund mit dem Lob zu erfüllen, zu dem wir von uns aus nicht fähig sind – täglich, an guten wie an schlechten Tagen.

Von Andreas Marti

11. Februar

Achtet ernstlich darauf um eures Lebens willen, dass ihr den HERRN, euren Gott, lieb habt.       Josua 23,11

Gott lieben – wie geht das? Sollen wir ihm Liebeserklärungen zurufen oder zusingen, so wie in manchen Worship-Songs? Sollen wir in der Sprache der exklusiven Liebesbeziehung, im Muster des Just You And Me Emotionen ausdrücken und aufheizen? Solche Gefühlsekstasen sind der Bibel eher fremd. Als König David im Überschwang vor der Bundeslade hertanzte, kam das nicht nur gut an. So wie die Liebe zwischen Menschen, egal ob in der Paarbeziehung, in der Familie, in Freundschaften, nicht nur aus Emotionen besteht, so ist es wohl auch mit der Gottesliebe. Liebe heisst, mit dem Gegenüber zu rechnen, sich mit ihm auszutauschen, das Leben mit ihm in Einklang zu bringen, das Gegenüber zu einem Teil des eigenen Lebens zu machen.

Gott lieben heisst, Gott zu einem Teil unseres Lebens zu machen, auch und gerade dann, wenn wir ihn als Geheimnis, als die ganz andere Wirklichkeit jenseits unserer Horizonte wahrnehmen. Die Geschichten in der Bibel, allen voran diejenigen über Jesus von Nazareth, erzählen uns, dass wir damit rechnen dürfen, geliebt zu sein, wie immer wir uns Gott vorstellen mögen – als persönliches Gegenüber, als Kraft hinter allem, was ist, als alles umgreifende Wirklichkeit. Gott lieben heisst, mit dem Geliebtsein zu rechnen. Das ermöglicht ein Leben im Einklang mit dem guten Willen Gottes – Gott lieben um des Lebens willen. Das ist sein Wort, und dieses Wort wollen wir halten.

Von Andreas Marti