Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir,
so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder
sterben, so sind wir des Herrn. Römer 14,8
Menschen im hohen und höchsten Alter in meinem Umfeld
bedeuten mir viel. Sie stehen ganz unterschiedlich am Übergang
vom Leben zum Sterben. Eine Person hat sich in letzter
Zeit stark verändert und ihre Gelassenheit verloren. Sie
fürchtet sich in dunklen Momenten davor, verfolgt, bestohlen
oder gar um die Ecke gebracht zu werden. Eine andere
Person fühlt sich von der Welt, für deren Wohlergehen sie
zeitlebens so gekämpft hat, öfter mal im Stich gelassen.
Zwischendurch spürt sie doch grossen Trost, wenn sie sich
Gedanken macht zu ihrer eigenen Trauerfeier: Nur von der
Liebe und vom Reich Gottes soll dann die Rede sein. Und
einer dritten Person sind alltägliche Anlässe – der Vogelgesang
vor dem Fenster, ein irritierendes Bild in der Zeitung,
eine zufällige Begegnung auf der Strasse vor dem Altersheim
– grosse Inspirationen: Sie öffnen Schleusen für Erinnerungen
und lassen sie gleichzeitig ganz in der Gegenwart
präsent sein.
Ich wünschte allen, dass sie voller Vertrauen einstimmen
könnten in den Satz «Wir leben oder sterben, so sind wir
des Herrn» und dann ins Lied: «Du bringst mich doch zum
Ziele, auch durch die Nacht. So nimm denn meine Hände
und führe mich, bis ich den Lauf vollende und ewiglich.»
Von: Matthias Hui
