Ach HERR, siehe, du hast Himmel und Erde gemacht
durch deine grosse Kraft und durch deinen
ausgereckten Arm, und es ist kein Ding vor dir
unmöglich. Jeremia 32,17
Vor 500 Jahren lag gerade für kleine Menschen (für den
«gemeinen Mann») dort, wo die Atmosphäre von der Reformation
durchtränkt war, Grosses in der Luft. Der reformatorische
Mystiker und Bauernführer Thomas Müntzer nahm
den biblischen Satz «Es ist bei Gott kein Ding unmöglich»
auf. Durch die Menschwerdung Christi seien die Menschen
ganz und gar in ihn verwandelt, «auf dass sich das irdische
Leben schwinge in den Himmel». Ganz in der Nähe der heutigen
Boldern predigte 1525 der Pfarrer von Hombrechtikon
in Sorge um die Armen gegen die Last des Zehnten ähnlich.
Auch für ihn war bei dem im Bibelstudium neu entdeckten
Gott kein Ding mehr unmöglich. Er sei keiner Autorität
Rechenschaft schuldig, sondern wolle sich allein «verantwurten
mit der göttlichen geschrift». Der Landvogt wollte
den widerständigen Pfarrer verhaften lassen. Dessen Frau
vermochte durch spontanes Glockenläuten und alarmierte
Gemeindeglieder die Gefangennahme zu verhindern. Darauf
bat der Landvogt die Gnädigen Herren in Zürich «die
unghorsamen ghorsam machen, wen ir mir wend helfen».
Aber: Konnten und können Obrigkeiten die Möglichkeit
unmöglicher Dinge blockieren und den Geist des Evangeliums
vollständig zurück in die Flasche zwingen?
Von: Matthias Hui
