Fürwahr, du bist ein verborgener Gott,
du Gott Israels, der Heiland. Jesaja 45,15
Wo komme ich her? Warum bin ich auf der Welt? Warum
lebe ich an diesem Ort, mit diesen Eltern? Fragen, die sich alle
Menschen irgendwann stellen, besonders in der Pubertät und
in Zeiten der Krise. Als Mutter einer Pflegetochter weiss ich,
dass sich für Adoptivkinder diese Fragen besonders dringlich
stellen. Unsere Identität ist auch abhängig von den Menschen,
die uns in die Welt setzten. Doch: Selbst wenn ich meine Eltern
nicht kenne, heisst das nicht, dass es sie nicht gibt.
Wer in Gedanken noch tiefer geht, fragt nach dem Ursprung
des Lebens. Kann Gott zugleich verborgen und die Quelle,
der Retter meines Lebens sein? Natürlich, denke ich, kann
Gott unsichtbar helfend in unser Leben eingreifen. Doch wir
Menschen wollen mehr, mehr von Gott begreifen, erfahren.
Jesaja erzählt von seinen Erfahrungen mit Gott, obwohl er
ihn gleichzeitig als verborgen bezeichnet. Für ihn ist Gott
zum Retter geworden, weil er sein Volk aus dem Exil in Babylon
befreit hat. Er ist beides zugleich: ein verborgener Gott
und ein Heiland. Nicht sichtbar – und doch wirksam.
In Anlehnung an George MacLeod, den Gründer der Iona
Community, nenne ich es das «unsichtbare Sehen», das nur
mit den Augen des Glaubens möglich ist. Ganz schön wunderlich,
erstaunlich, ungewöhnlich – wunderbar!
Von: Barbara Heyse-Schaefer