Das Volk, das ihm voranging und nachfolgte,
schrie und sprach: Hosianna dem Sohn Davids!
Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn!
Hosianna in der Höhe! Matthäus 21,9
Das Volk schreit, einer kommt in dem Namen des Herrn. Ich
stelle mir die Szenerie gewaltig vor. Laut und schrill, arm und
reich, staubig, sonnig, aufbruchsgewaltig! Alle sehen sich auf
einmal um den Einen versammelt und sie jubeln ihm zu, weil
sich seine wortgewaltige Botschaft in kurzer Zeit durch die
Quartiere und Gegenden der damaligen Zeit «gestreamt»
hat. Er kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der
Höhe!
Und heute? «Gestreamt» wird wahrlich viel mehr auf
Netflix als in der Bibel. Geschrien wird an vielen Orten auf
der Welt. Aus Unglück und Glück und überhaupt, immer mal
wieder treffe ich auf Menschen, die wild um sich schreien im
Zug oder auf der Strasse. Vom Sohn Davids habe ich noch
keinen schreien hören. Wo sind die, die dem Sohn Davids
nachfolgen und aus Freude schreien? In der Kirche am Sonntag?
Ich höre keine Schreie. Im «Wort zum Sonntag»? Ich
höre keine Schreie. Im Theologiekurs? Ich höre keine Schreie.
In einer kirchlichen Gruppierung? Auf einem Tagesausflug
mit Seniorinnen und Senioren? Ich höre kein Schreien. Nein,
ich höre kein Schreien. Ich sehe Angst um Zukunft, Angst um
Geld und Reichtum, leere Gedanken und Luftschlösser, ich
sehe viel Zaghaftigkeit und wenig Visionäres. Wo bleiben die
Aufschreie! Wo ist Glaube?
Von: Markus Bürki