Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist; du weisst ja, von wem du gelernt hast und dass du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die dich unterweisen können zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. 2. Timotheus 3,14–15
Der 2. Timotheusbrief gilt in der Tradition als «Vermächtnis» des Paulus, so, als habe Paulus seinem langjährigen Vertrauten und Begleiter Timotheus noch einmal alles Wesentliche seiner (= Paulus’) Verkündigung mit auf den Weg geben wollen. Heute gehen wir eher davon aus, dass sich in den Timotheusbriefen die Auseinandersetzungen um die «richtige» Interpretation und Bewahrung des paulinischen Erbes spiegeln. Aber was ist «richtig» und was «falsch»? Die Antwort ist selten einfach, vor allem wenn es um Fragen des Glaubens, der Lebensführung, der Mitwirkung am und der Gestaltung des öffentlichen Gemeinwesens geht.
Wenn ich auf das schaue, was ich gelernt habe und was mir seit Kindheit anvertraut wurde, bin ich von Herzen dankbar. Aber ich weiss auch um das manchmal harte Ringen mit den Texten, um Zweifel, Wut und Ärger darüber – und dann auch wieder Freude und Dank angesichts der Schönheit der Texte und der Kraft, die sie in sich tragen.
Was ist «richtig», was «falsch»? Ich glaube, jede und jeder und jede Zeit muss ihren eigenen Weg «erringen». Der Wochenspruch gibt (mir) dabei wegweisende Orientierung: «Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.» (Römer 12,21)
Von: Annegret Brauch