Ach, HERR, wenn unsre Sünden uns verklagen,
so hilf doch um deines Namens willen!
Jeremia 14,7

Nicht als willkürliches Geschick erlebt und deutet das Gottesvolk die grosse Dürre, unter der das Land und die Menschen leiden. Israel sieht das Elend als etwas, das es selbst auf sich gezogen hat. Die Not komme über Israel, weil es den Weg Gottes und die Weisungen des Ewigen verlassen hat. Und so ist die Trockenheit für Israel beides: eine berechtigte Anklage und Grund zur Klage. Beides legt Jeremia Gott vor. Der Prophet erlebt den Ewigen als schweigend und fern, weil er dem Unheil seinen Lauf lässt. Doch er hält Gott vor: Du bist doch Israels Gott und Retter, du musst es sein. Hilf uns nicht, weil wir wir sind, aber weil du du bist!
Darf und kann ich ein Wort aus jener grossen, dramatischen Zeit auf mein kleines Leben, meine privaten Dramen beziehen? Vielleicht so: Was ich unbedacht gesagt habe, holt mich jetzt ein. Ich erkenne mit Schrecken die Folgen dessen, was ich lieblos getan habe. Mein Freund wirft mir zu Recht vor, ich hätte ihn durch meine Gedankenlosigkeit verletzt. Meine Nachbarin stellt bitter fest, mein Entscheid bringe sie in eine verzwickte Lage. So «verklagen mich meine Sünden» –
und ich wüsste nicht, wie ich es wiedergutmachen könnte.
Ausser Gott hilft mir, beschenkt mich gnädig mit der Geistkraft, die das Unmögliche möglich macht.

Von: Benedict Schubert