Als Jesus vorüberging, sah er Levi, den Sohn
des Alphäus, am Zoll sitzen und sprach zu ihm: Folge
mir nach! Und er stand auf und folgte ihm nach.
Markus 2,14
Wenn sich Christ:innen – also wir – untereinander in Bubbles
gemütlich einrichten, wenn sich in einem Bibel- oder
Gesprächskreis alle bestens verstehen, weil sie sowieso ähnliche
Lebenshintergründe haben, und wenn im Kirchgemeindehaus
alles schön ist und gepflegt und sauber, kann das
vielleicht im Moment guttun. Aber es könnte auch sein, dass
etwas nicht stimmt. Beziehungsweise es stimmt halt nicht
unbedingt mit der Art von Gemeinschaft überein, die Jesus
sucht. Er durchkreuzt das Ziel von Leben in der homogenen
Wohlfühlbubble. Er nimmt die Outlaws, die Menschen
ausserhalb der Norm, mit auf den Weg.
Die steuereintreibenden Zöllner gehörten damals dazu, die
«Sünder:innen» generell. Mit ihnen setzt er sich an einen
Tisch. Mit ihnen schafft er Gemeinschaft.
Der Theaterregisseur Milo Rau – er hat auf den ausbeuterischen
Tomatenplantagen Süditaliens den Jesusfilm «Das
neue Evangelium» gedreht – schreibt in «Die Rückeroberung
der Zukunft»: «Man versucht an sich selbst zu heilen,
was nur draussen in der Welt zu heilen wäre, wenn überhaupt.
» Es gibt keine Reinheit im Dreck unserer Existenz.
Sich im Chaos dieser Welt gemütliche Oasen zu schaffen –
ohne diese Levis – ist ein eher Hoffnungs-loses Unterfangen.
Von: Matthias Hui
