Als sie aber satt waren, spricht Jesus zu seinen Jüngern:
Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt.
Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit Brocken
von den fünf Gerstenbroten, die denen übrig blieben,
die gespeist worden waren.
Johannes 6,12–13

«Aber das ist doch gar nicht möglich», höre ich meine Religionsschülerinnen
sagen. «Ja, wenn du das einfach so eins
zu eins liest, dann ist das vielleicht nicht möglich, aber bei
Gott ist doch alles möglich, oder nicht?», sage ich dann wohl
als mögliche Antwort. Die Diskussion ist lanciert und es gibt
bestimmt eine spannende Lektion in der Schule.
Aber wie verstehe ich den Text denn eigentlich?
Für mich sind die Brocken an Brot, die da beschrieben
werden, kleine gute Taten der Liebe, die wir Menschen so
machen oder machen könnten. Sammeln wir alle kleinen
guten Taten der Liebe aller Menschen, so ergibt sich für alle
genug Liebe und es blieben zwölf Körbe oder Herzen übrig.
Es gibt für alle genug Liebe, wenn wir uns denn wirklich
bemühen. Wo klemmt es also? Jetzt wird es kompliziert;
einige Stichworte zum Weiterdenken: Macht, Männlichkeit,
Patriarchat, Geld, Egoismus, Gier, Voreingenommenheit,
Angst, Gruppendruck, dazugehören, alles immer auf eine
Karte setzen wollen, Überforderung in der aktuellen Situation,
zu viel Digitalisierung, zu wenig Ruhe und Stille, Panik
vor Religion und Spiritualität … was fehlt noch?
Amen!

Von: Markus Bürki