Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben haben
jenen, die an uns schuldig geworden sind. Matthäus 6,12
In meiner christkatholischen Kirchgemeinde, in der ich mich
am meisten bewege, war es bis vor kurzem üblich, den Gottesdienst
mit dem Schuldbekenntnis zu beginnen. Zuerst
spricht der Priester oder die Priesterin, danach die ganze
Gemeinde die festgesetzten Worte: «Ich bekenne, dass ich
gesündigt habe, in Gedanken, in Worten und Werken und
in Unterlassung vieles Guten.» Danach wird um Vergebung
gebetet und erst dann beginnt für mein Gefühl der Gottesdienst
«so richtig». Aber nun wankt es, das Schuldbekenntnis.
Man will freudvoller beginnen. So experimentiert man
gerade damit, stattdessen mit einem gemeinsamen Einzugslied
zu beginnen. Ich selbst, sonst sehr für Neuerungen in der
Liturgie, bedaure das. Denn das Schuldbekenntnis schenkt
mir einen Moment der Besinnung. Besinnung auf das, was
nicht so geglückt ist. Wofür ich mich vielleicht schäme. Was
ich besser machen möchte. Und klar, ich kann dies alles
nicht in diesem einen Moment verändern. Dafür brauche
ich auch die Menschen, die es betrifft. Aber ich kann mich
besinnen. Ich selbst fühle mich danach nicht als schuldbeladene
Sünderin, sondern eher als ganzer Mensch, der mit
seinem ganzen Sein, auch mit seinen weniger guten Seiten,
angekommen ist im Gottesdienst. Wenn wir dann etwas
später das «Vater unser» sprechen, bin ich schon ein wenig
eingestimmt auf diese Zeile.
Von: Katharina Metzger