Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen? Lukas 22,49

«Die Botschaft der Gnade, sie gilt Jung und Alt: Wählt Leben und Frieden statt Tod und Gewalt!» BG 92,6 (Gesangbuch der Herrenhuter Brüdergemeine)
Das 22. Kapitel des Lukas, aus dem der heutige Lehrtext stammt, beschreibt höchst dramatisch das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern, sein inständiges Gebet am Ölberg, den Verrat des Judas und die Festnahme Jesu. Seine Jünger wollen ihn schützen und ihre erste Frage ist so typisch menschlich: Sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen? Es hätte ja nichts genützt, sondern wäre in ein schreckliches Töten und Sterben ausgeartet, so wie es in allen mit Waffen gewaltsam ausgetragenen Konflikten geschieht. Jesus verwehrt ihnen diese Reaktion, hält sie zurück und stellt sich den Hohepriestern und Hauptleuten mit den Worten: «Dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis.» Die Macht der Finsternis ist übermächtig gegenüber der unbedingten Gewaltlosigkeit. Sie führt Jesus in den Tod. Das ist erschütternd.
Können wir Jesus in dieser radikalen Haltung folgen, wie er uns aufgetragen hat? Das scheint oft zu schwer. Aber der Gewaltverzicht ist unerlässlich für Verhandlungen und Kompromisse zur Erhaltung oder Wiedergewinnung des Friedens. Ach, wäre er nur erfolgreich auch in unseren Zeiten! Ich möchte die Hoffnung darauf nicht verlieren.

Von: Elisabeth Raiser-von Weizsäcker