Es sei Gutes oder Schlechtes – auf die Stimme des HERRN, unseres Gottes, werden wir hören. Jeremia 42,6
«Auf die Stimme des HERRN hören» ist ein wichtiger Ausdruck im Jeremiabuch. Die Autoren formulierten damit ihr grösstes Anliegen: Die Israeliten sollen auf die göttlichen Gebote hören und ihnen gehorchen. In vielen Fällen geschieht das aber nicht. So ist es auch in der letzten Erzählung über den Propheten Jeremia. Jerusalem ist schon von den Babyloniern erobert, nur ein Teil der Bevölkerung lebt noch hier. Unter diesen Leuten kommt die Idee auf, nach Ägypten zu fliehen. Sie bitten Jeremia, Gott nach seinem Willen zu befragen. Die Anfrage ist verbunden mit dem feierlichen Versprechen: «Ob gut oder schlecht, auf die Stimme des HERRN, unseres Gottes, zu dem wir dich schicken, werden wir hören.» Es kommt jedoch ganz anders heraus. Von einer Flucht nach Ägypten rät Jeremia entschieden ab. Er meint, man müsse realistisch sein und die babylonische Vorherrschaft akzeptieren. Aber niemand will diesen Rat annehmen. Die Flucht findet statt, auch der Prophet muss mit. Er stellt fest: «Ihr habt nicht gehört auf die Stimme des HERRN, eures Gottes.» (Vers 21) Das Hören auf Gott ist offenbar schwieriger als gedacht. Können wir Menschen nur das aufnehmen, was uns ins Konzept passt? Oder sind wir offen für eine Botschaft, die anders ist?
Von: Andreas Egli