Meine Geliebten, flieht die Verehrung
der nichtigen Götter!
1. Korinther 10,14

Derzeit planen wir in unserer Kirche die Erstellung eines
Mandalas durch tibetische Mönche. Doch es gibt Einwände.
Sie entsprechen dem paulinischen Appell: Wir sollen in
unserem christlichen Gotteshaus keinen fremden Göttern
huldigen. Theologisch vermag ich mich gegen das Totschlagargument
nicht zu wehren. Doch mich beeindrucken die
Mönche, die ich von früheren Mandala-Aktionen her kenne,
ihre Einfachheit, ihr Humor, ihre Demut. Ich wünschte, ich
könnte selber aus derartigen spirituellen Quellen schöpfen.
Ausserdem hat mich das Schlussritual tief berührt: Wie sie
das Mandala, an dem sie eine Woche lang konzentriert gearbeitet
hatten, verwischten und den Sand dem nahegelegenen
Rhein übergaben.
In anderem Zusammenhang ist der paulinische Appell
für mich durchaus persönlich bedeutsam: Wenn mit den
«nichtigen Göttern» der Mammon gemeint ist oder woran
sich das menschliche Herz sonst noch so hängen mag, dann
leuchtet mir der urbiblische Befehl ein, keine anderen Götter
neben der einen Gottheit zu haben. Gerade hier aber ist
die Schlusszeremonie der tibetischen Mönche eine wegweisende
spirituelle Praxis. Sie entspricht den Worten des
christlichen Mönchs und Mystikers Meister Eckhart:
«Wer sich selber gelassen und nichts für sich behalten hat,
der hat alles; denn nichts haben, das ist alles haben.»

Von: Andreas Fischer