HERR, wenn ich an deine ewigen Ordnungen denke,
so werde ich getröstet.
Psalm 119,52

Der Psalmist erfährt Trost, wenn er an die ewigen Ordnungen
Gottes denkt. Gemeint sind die Gebote und Weisungen
der Tora. Sie sind denen, die sich daran halten, «ein
Licht auf dem Weg» und Quelle der Zuversicht. Der Psalmist
wird nicht müde, seine Freude darüber auszudrücken.
Ein wenig irritiert es den protestantischen Freiheitsliebhaber,
der die ewige Unordnung auf seinem Schreibtisch
betrachtet. Warum ist die Ordnung so wichtig? Weil es das
ist, was den Betern von Gott geblieben war, als weit und
breit keine Schlachtopfer oder Chöre für die religiöse Versorgung
bereitstanden. Im Exil hatte die Metzgerei geschlossen.
Darum das überschwängliche Lob des Wortes. Psalm 119 ist
nicht nur der längste aller Psalmen im Psalter. Was hier von
A bis Z durchbuchstabiert wird, ist ein trotziges Bekenntnis
zum Wort. Im Trost ist auch ein Trotz. Ist Gott noch im Regiment?
Es sieht nicht so aus. Andere blasen sich auf. Aber das
Gottesvolk hat die Erinnerung an das Ursprungswort und
hält sich an das Versprechen seiner kommenden Herrschaft.
Sich an der Erinnerung festhalten und auf die Zukunft ausrichten
öffnet den Glauben für die Gegenwart des Ewigen.
Aufgespannt und gehalten vom Wort, wächst die Hoffnung.
Ohne seinen Trost läuft der Trotz ins Leere und ohne das
tägliche Trotzen gegen die falschen Herrschaften wird der
Trost zur Vertröstung.

Von: Ralph Kunz