Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und
mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm
kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Johannes 14,23
«Herr, was bedeutet es, dass du dich uns offenbaren willst
und nicht der Welt?» So fragt Judas. Der heutige Lehrtext
zitiert die Antwort Jesu. Sie ist einfach zu verstehen. Jesus
spricht zu denen, die ihn lieben. Dass er sie liebt, wissen
sie. Er wäscht ihnen die Füsse (Johannes 13,1–17), nennt sie
Freunde (Johannes 15,15). Aber lieben sie ihn? Liebt Judas
ihn? Eigentlich ist es seltsam, wie Jesus antwortet. «Wer mich
liebt, hält sich an mein Wort.» Die Umkehrung würde mehr
Sinn machen. Wer sein Wort hält, der wird von ihm geliebt.
Wer tut, was er sagt, findet Gnade. Die Umkehrung verschiebt
etwas, rückt die Beziehung in den Vordergrund. Ist
das die Antwort, auf die Judas hofft? Vielleicht hat er etwas
Pompöseres, ein Machtwort, eine Demonstration der göttlichen
Herrlichkeit erwartet, die alle überzeugt? Und jetzt
beharrt Jesus auf die Liebe zu ihm und verspricht die Liebe
des Vaters, die durch ihn kommt und als Geist einwohnt.
Die Liebe ist das Entscheidende. Jetzt sollen seine Freunde
verstehen, was die Welt nicht verstehen kann. Die Offenbarung
des Christus für die Welt folgt – aber nicht so, wie es
sich Judas vorgestellt hat. Das Kreuz ist der Beweis der Liebe
Jesu zum Vater. Er hält sich an sein Wort. Und später wird er
Petrus fragen: «Liebst du mich?» Vielleicht dachte Jesus an
Judas. Ich glaube, er hätte Ja gesagt.
Von: Ralph Kunz